Große Dose mit feinster Purpur Malerei von J. G. Heintze
Meissen, 1. Hälfte der 1740er Jahre
L. 14,2 cm / T. 10,0 cm (mit Deckel und Fassung) / H. 5,7cm / Vergoldete Silbermontierung / Keine Marke
Provenienz
- Langeloh (2019 Nr. 42 S. 292-299)
- Privatsammlung Hamburg (von Elfriede Langeloh)
- Christie’s Genf 16.03.1970 Nr. 57
- Weltkunst Nr. 24 1956 S. 11 Abb. 5
Die Dose ist von Johann George Heintze bemalt. Die außerordentliche Qualität der feinen Tüpfelmalerei, die Vielfalt der verschiedenen Szenen sowie die reiche Goldornamentik sprechen für Heintze. Rückert (1990 S. 155) schreibt dazu: „er malt Bataillen, Landschaften, Watteau-Dekore, radiert Goldekore, malt besonders 1745 Jagden, auch Seefahrten, „zeichnet“ Dekore auf die Geschirre auf (legt also die Malerei für die ihm untserstellten Maler an und korrigiert sie anschließend).“
Letzteres könnte für die kleineren Szenen auf unserer Dose in den Goldkartuschen zutreffen.
Der kräftig ausdruckstarke Purpur und der in Braun unterfangene, opulente Golddekor fallen bei der Dose besonders ins Auge. Beides ist für die Handschrift Heintzes typisch. Nach seiner Eingabe vom 24.05.1740 hat er goldene Zierrathen und einen verbesserten Purpur selbst entwickelt; er darf mit Genehmigung vom 22.06.1740 die neue Farbe zur Probe fertigen, da der bisher verwendete Purpur plötzlich „schlecht geraten“ (Walcha S. 34; Rückert 1990 S. 155).
Otto Walcha hat Heintze damals in den Keramikfreunden der Schweiz (a.a.O.) erstmals eingehend gewürdigt. Die von ihm zitierten Quellen belegen, welchen Stellenwert die Purpurmalerei einschließlich der Farbenzubereitung in Heintzes Schaffen einnahm. Der auf der Basis von Gold zubereitete Purpur galt nicht nur als kostbare Farbe, sondern auch als die Farbe mit der man die Szenen besonders fein ausmalen konnte.
Die Dose ist ihrer malerischen Qualität wegen schon früh von Otto Seitler (Weltkunst 1956 S. 10 f.) gewürdigt worden. Seitler schreibt sie – wohl fälschlich – Johann Martin Heinrici zu, dem späteren Meissener Spezialisten für Portraits und Miniaturen. Heinrici wurde allerdings erst 1742 als Maler angenommen und wurde noch 1744 als Watteau-Maler geführt – insoweit kommt er für die ausgereifte Malerei des Innendeckels und der Bataillen nicht infrage.
Die Szenen haben Stichvorlagen zur Grundlage von Georg Philipp Rugendas und Johann Elias Ridinger. Auch das ist ein Hinweis auf Heintze, der seit Oktober 1740 sämtliche Kupferstiche der Manufaktur in seiner Obhut hatte. Aus allem ergibt sich für die Datierung, dass die Dose in der ersten Hälfte der 1740er Jahre entstanden ist – ein Zeitraum, der den Höhepunkt in Heintzes Schaffen ausmacht. Denn seit 1745 war er krankheitsbedingt mehr oder weniger arbeitsunfähig und wurde als Vorsteher der Malstube abgelöst. Für diese Datierung sprechen auch die ebenso kräftigen wie schönen „deutschen Blumen“ auf der Deckeloberseite, die um 1740 die bis dahin dominanten „Indianischen“ Blumen abgelöst haben.
Unsere Dose ähnelt sehr der großen Tischdose im Metropolitan Museum of Art, New York (Object Number: 1974.28.124).
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