reserviert
Birnkrug mit Flußlandschaft
Bemalt von Wolfgang Rössler, Nürnberg um 1680–1690
Fayence: wohl Frankfurt
Birnförmiger Korpus mit eingezogenem Standring und weitem zylindrischen Hals, flacher Henkel mit leicht gekehlter Innenseite
Standring und Deckel aus Zinn, ohne Marken
Auf der Zunge in Purpur „WR“ (ligiert) bezeichnet
Höhe mit Standring: 17,3 cm / Ø oben 7,1 cm / Höhe gesamt: 21,2 cm
Provenienz: Collection Neuner, Nürnberg (Vol. I No. 20 p. 54 f.) / Süddeutsche Fayencen, Dr. Fischer 28.3.2003 Nr. 4
Zwei Rosenzweige mit seitlich sowie von oben gezeigten Blüten und naturalistisch detaillierten Blättern rahmen eine Flusslandschaft. In das Bild führt ein Weg entlang eines Hochufers, an dessen linkem Rand ein hoher Baum steht. Vorn am Fluss zwei Wanderer. Dahinter verbreitert sich das Gewässer und umfließt eine Insel mit einer kleinen Kapelle darauf. Auf dem gegenüberliegenden Ufer unter hohen Bäumen ein Gehöft. Im Hintergrund ballen sich Wolken über einer bewaldeten Hügellandschaft.
Als Gustav Pazaurek 1925 sein Standard Werk über die Deutschen Fayence- und Porzellan-Hausmaler schrieb, wusste er noch nicht, welchem Maler die Ligatur "WR" zuzuschreiben ist. Heute kennt man Wolfgang Rössler (1655–1717), der in Nürnberg geboren und hier als Goldschmied ausgebildet wurde. Nach Ende seiner Lehrzeit, 1676, muss er zunächst auf Wanderschaft gegangen sein. 1681 ist er durch einen datierten Fayencekrug als Hausmaler nachweisbar (Pazurek 1925, S. 51; Bosch 1984, S. 296f., Nr. 231).
Seine eher flächenfüllenden Bemalungen mit Bildmotiven und floralen Elementen entstanden offenbar bevor er zunehmend ein klar definiertes Oval oder Rund als Malfläche bevorzugte. Bosch konnte eine ganze Reihe von Flusslandschaften auf Enghals- und Birnkrügen nachweisen, in die unser Exemplar einzuordnen ist (Bosch 1984, S. 305, Nr. 240; S. 307, Nr. 243, 244; S. 308, Nr. 245, 246; S. 310f., Nr. 248–251). Da es auch ihm während seiner grundlegenden Forschungen über Nürnberger Hausmaler nicht gelungen ist, konkrete Bildvorlagen für die Landschaften herzuleiten, könnte Rössler vielleicht selbst als Urheber in Frage kommen. Die „namentlich in der Luftperspektive und tief zurückweichenden Hintergrundes sehr deutlichen Phantasielandschaften“ zählen zu den schönsten Arbeiten Rösslers (Pazurek 1925, S. 56). In der Malerei der großen Rose über dem Bild und wegen des Motivs dürfte diesem Krug das signierte Exemplar des Gewerbemuseums im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg, am nächsten stehen (Inv.-Nr. LGA 597). (Text nach Alfred Ziffer Slg. Neuner, Bd. I Nr. 20)
Vgl. Coll. Neuner Vol. III no. 73 pp. 164 f; „Zu Tisch” no. 254 p. 60