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Früher Kauffahrtei-Krug von Johann Gregorius Höroldt

Höhe: 13,4 cm ohne Deckel, 16,8 cm mit Deckel / Ohne Schwertermarke / Silbervergoldete Montierung / Böttgerporzellan / Meissen 1723

Provenienz: Schweizer Privatsammlung / Christie's Genf, 20.04.1970, Nr. 138 / Christie's, 30.11.1959, Nr. 72

Zylindrischer Krug mit profiliertem Fuß und abgeschliffenem Lippenrand. Auf der Vorderseite eine große Kartusche mit Goldrand, flankiert von Böttgerlüster-Feldern und Bandelwerk in zweierlei Eisenrot. Der obere Rand ist mit einer Goldbordüre und Goldspitzen verziert. Der Henkel ist auf der Rückseite mit indianischen Blumen dekoriert. Die Rückseite des Kruges zeigt fliegende Vögel, Insekten und einen Phönix.

Der silbervergoldete Deckel trägt einen Konventionstaler von 1763 mit der Inschrift "D:G.FRID:CHRIST:PR:POL:&L.DUXSAX:". Er wurde während der kurzen Regierungszeit von Friedrich Christian als Kurfürst von Sachsen geprägt. Auf der Vorderseite befindet sich ein gepanzertes Brustbildnis von Friedrich Christian nach rechts blickend, während die Rückseite ein gekröntes Wappen zeigt, mit dem Prägejahr 1763 am Ende der Legende. Die Prägung erfolgte in den Münzstätten Leipzig und Dresden.

Die Inschrift steht für "Dei Gratia Fridericus Christianus Princeps Poloniae et Lituaniae Dux Saxoniae", was übersetzt "Von Gottes Gnaden Friedrich Christian, Prinz von Polen und Litauen, Herzog von Sachsen" bedeutet. Friedrich Christian (1722–1763) war der Sohn von Friedrich August II., König von Polen und Kurfürst von Sachsen. Obwohl er nie selbst König von Polen wurde, trug er den Titel eines Prinzen von Polen und Litauen.

Unser Krug gehört zu einer Reihe früher Meissener Walzenkrüge, die alle vor der Markierung anzusetzen sind und auf das Jahr 1723 datiert werden können. Sie zeichnen sich durch eine große Kartusche auf der Vorderseite aus, die große am Kai liegende Segelschiffe zeigt, umgeben von geschäftigem Treiben von Kaufleuten und Seeleuten.

Der dicht bewölkte Himmel, in Blau- und rötlich-gelblichen Tönen, ist typisch für diese Zeit. Über zwanzig Figuren beleben die Szene, während hinter dem großen Segelschiff am Kai weitere vier Schiffe vor Anker liegen. Die Handelsware umfasst zahlreiche Fässer, diverses Packgut, einen Reserveanker sowie zwei Schiffskanonen mit bereitliegenden Kugeln.

Besonders bemerkenswert ist, dass der Malstil bei allen vergleichbaren Krügen identisch ist – ein Stil, den Johann Gregorius Höroldt bereits pflegte, noch bevor er seine für ihn typischen Chinoiserien entwickelte.

Zu dieser frühen Zeit können Höroldts spätere Spitzenkräfte wie Heintze, Stadler und andere noch nicht als Maler in Betracht gezogen werden. Es kommt nur Höroldt selbst als Maler infrage.

Pietsch schreibt ein ähnlich bemaltes Koppchen mit Unterschale aus der Sammlung Carabelli (Nr. 21) Johann Georg Heintze zu und datiert es auf 1723/24. Die Malerei dieses Stücks ist jedoch deutlich schlichter, ebenso wie die gesamte Szenenkomposition. Dieser Unterschied verdeutlicht, dass unser Krug eine Arbeit des Meisters selbst ist und nicht die seines ersten Lehrlings Heintze, der erst 1725 freigesprochen wurde (Rückert, S. 155).

Vergleichsstücke

  • Bonhams, 09.12.2021, Nr. 143 = Röbbig Masterpieces 2014 = Metz, 08.10.2022, Nr. 37
  • Sammlung Arnhold, Kat. Nr. 170 = Christie's, 02.11.1998, Nr. 293
  • Sammlung Arnhold, Kat. Nr. 171 (mit Porzellandeckel) = Ex. Coll. H. Joseph
  • Musée des Arts Décoratifs, Paris = Ausstellungskat. Dijon 2001, Musée des Beaux-Arts Dijon Nr. 16
  • Sotheby's Mailand, The Questa Collection, 21.03.2005, Nr. 198 = Ex. Langeloh = Privatsammlung
  • Hugo Morley-Fletcher, S. 28 (mit Porzellandeckel)

Literatur

Cassidy-Geiger, Maureen: The Arnhold Collection of Meissen Porcelain 1710 – 50., London 2008

Morley-Fletcher, Hugo: Porzellan aus Meissen, Wiesbaden 1971

Pietsch, Ulrich: Frühes Meißener Porzellan. Sammlung Carabelli., München 2000

Roudot, Bertrand: Un cabinet de porcelaines: porcelaines de Saxe dans les collections publiques parisiennes., Dijon 2001

Rückert, Rainer: Biographische Daten der Meißener Manufakturisten des 18. Jahrhunderts., München 1990

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