Große Tisch-Tabaksdose
Malerei von Johann George Heintze, Meissen um 1735 / Länge: 12,4 cm / Aufwendig, vergoldete Metallfassung
Provenienz: Sammlung E. Burda, Nr. 111, Kunze Köllensperger
Malerei von Johann George Heintze, Meissen um 1735 / Länge: 12,4 cm / Aufwendig, vergoldete Metallfassung
Provenienz: Sammlung E. Burda, Nr. 111, Kunze Köllensperger
Unsere Tabaksdose mit einer Länge von 12,4 cm gehört zu den großformatigen Meissener Dosen, die als sogenannte Rauch-Tischdosen den Mittelpunkt geselliger Kaffeerunden bildeten – ganz im Sinne der Szene, die auf dem Innenbild des Deckels dargestellt ist.
Dieses zeigt einen Kavalier und zwei junge Hofdamen, die in kleiner Runde dem Genuss von Kaffee und Tabak frönen – mit langen Tonpfeifen, wie sie im frühen 18. Jahrhundert üblich waren. Das Motiv erfreute sich großer Beliebtheit und entsprach den höfischen Rauchgewohnheiten der Zeit. Bemerkenswert ist, dass der Maler die Tabaksdose selbst – als Bild im Bilde – deutlich sichtbar auf dem Tisch platziert hat.
Tisch-Tabaksdosen sind weitaus seltener als die kleineren Schnupftabakdosen (Tabatieren), zeichnen sich jedoch ausnahmslos durch eine besonders anspruchsvolle Qualität der Malerei aus. Dies dürfte mit ihrer repräsentativen Funktion zusammenhängen – sie dienten nicht dem persönlichen Gebrauch, sondern dem festlichen, öffentlichen Rahmen.
Der Deckel unserer Dose, mit einer fernöstlichen Hafenszene sowie dem Innenbild mit einer heimischen Tischgesellschaft, ist ein ausgezeichnetes Beispiel. Auch der opulente, aus dem Rahmen fallende Golddekor spricht für eine Zuschreibung an Johann Georg Heintze, der nicht nur in der Malerei, sondern auch in der Goldstaffage Maßstäbe setzte (vgl. Rückert Biographische Daten, S. 155).
Heintze war Höroldts „erster Junge“ und sein bester Gehilfe (vgl. Berling 1900 S. 186; Walcha in KFS 48/1959, S. 34). Später war er Vorsteher der Malereiabteilung, Spitzenverdiener und einer der vielseitigsten Meissener Maler. Er hatte zudem sämtliche Kupferstiche in seinem „Beschlusse“ (Rückert ebd.).
Die prächtige Hafenszene basiert auf der Radierung „Mohle zu Neapoli sambt der Cinosura und dem Castell novo“ von Melchior Küsel (1626–1683), erschienen um 1682 als Teil der „Iconographia“ von Johann Wilhelm Baur (Augsburg).
Heintze übertrug diese Vorlage in eine lebendig kolorierte Komposition.
Eine kleine Tabatiere mit nur dem Hintergrundmotiv, einschließlich des Turmes, wird in der Literatur ebenfalls Heintze zugeschrieben (vgl. Röbbig, Tabatieren, S. 163, Nr. 28 Abb. VI.6).
Große Tisch-Tabaksdosen
Die Darstellung der spielenden und rauchenden Tischgesellschaft ist inspiriert von einer um 1733 entstandenen Radierung von Bernard François Lépicié nach einem Gemälde von Jean-Baptiste Pater (vgl. Ingersoll Nr. 497, Abb. 139). Die größte Ähnlichkeit zu dem Stich haben die Deckel-Innenbilder der hier vorgestellten Dose sowie der im Metropolitan Museum.