„Großer“ seltener Böttgersteinzeug Pagoda
10 cm hoch (= 4 1/4 sächs. Zoll)
Modell von Joachim Kretzschmar
Meissen 1712
10 cm hoch (= 4 1/4 sächs. Zoll)
Modell von Joachim Kretzschmar
Meissen 1712
„Ausformungen von Pagoden in rotem Steinzeug gehören zu den größten Seltenheiten“ (Rückert 1966 S. 161). Diese Aussage Rückerts ist durch die Aktenlage und die erhaltenen Meissener Inventare belegt, die nur wenige Exemplare aufzeigen. Auffallend ist, dass es sich bei den frühen Steinzeugpagoden ausschließlich um die sog. „großen Pagoden“ (4 1/4 sächs. Zoll = 10 cm) handelt, während die „kleinen“ (4 Zoll = 8,4 cm) gänzlich fehlen und nur aus weißem Böttgerporzellan in den Inventaren erscheinen (Boltz 167/168 2000 S. 65 Nr. 25).
Die Pagoden in Böttgersteinzeug zählen zu den frühesten Figuren der Meissener Manufaktur. Ihre Entsthungszeit ist gut bestimmbar. Ausgangspunkt ist das von Claus Boltz 1982 (KFS 96/1982 S. 7–40) veröffentliche Werksinventar der Formen des Böttgersteinzeugs im Jahre 1711 der Meissener Produktionsstätte. Es datiert vom 3.8.1711 und enthält sämtliche damals vorhandenen Formen und die daraus geschaffenen Erzeugnisse. Der Pagoda fehlt in dieser Liste. Er kann somit nicht vor August 1711 entstanden sein. Dagegen endete die Steinzeugproduktion in Meissen Anfang des Jahres 1713, nachdem es Böttger endlich gelungen war, das weiße Porzellan herzustellen. Dieses verdrängte sehr rasch die Steinzeugerzeugnisse und deren Nachfrage.
Damit datieren wir den Pagoda auf 1712. Dazu passt auch, dass sein Modelleur, Johann J. Kretzschmar (Pietsch 2010 Nr. 13), 1712 im Auftrag Permosers nach Dresden zurück kam, um diesem bei dem Aufbau des Zwingers zu helfen (Rückert 1966 S. 83).