R27
reserviert

Kleine Enghalskanne mit Zinnmontierung

Bemalt von Abraham Helmhack, Nürnberg um 1700

Fayence: vermutlich Frankfurt
Höhe: 20,6 cm (mit Deckel); 17,6 cm (ohne)
Flacher Zinn­deckel, graviert mit „S G“ in einer barocken Kartusche. Daumenrast in Form einer Palmette. Zinnband über dem schlichten Henkel angebracht.

Provenienz: Sammlung Neuner, Nürnberg (Bd. III, Nr. 71, S. 160 f.)

Vergleichsliteratur: Bosch 1984, Nr. 176, S. 219–272 = Keramos 7/1960, S. 12 – Ziffer 2005, Nr. 17–19 – Grieb 2007, S. 617 – Ziffer 2012, Nr. 15, 16 – Gruyter 2018, S. 388–389.

Die Enghalskanne besitzt einen bauchigen Körper mit schräger Kannelierung und einen fein gerippten Hals mit hohem Rand. Die Vorderseite ist mit einem ovalen Medaillon geschmückt, das von grünen Akanthusblättern gerahmt wird. Die Bildszene zeigt eine Landschaft mit einem großen Gewässer. Am rechten Bildrand erhebt sich auf einer Insel ein massives, turmartiges Kirchengebäude mit Anbau und weiteren Gebäuden. Links neben der Kirche steht ein Turm mit rundbogigem Tor. Zwischen den Gebäuden wachsen Bäume und Sträucher. Im Vordergrund am linken Bildrand sind zwei Wanderer dargestellt. Im Hintergrund ist schematisch eine Hügelkette angedeutet. Die Szene ist vollständig in Schwarzlot ausgeführt, während die übrige Dekoration der Kanne in bunten Aufglasurfarben bemalt ist. Zur Betonung der Hauptseite ist der Hals oberhalb des Medaillons mit einer Sonnenblume geschmückt. Das Blumengebinde um das Medaillon besteht vorwiegend aus Anemonen in Violett, Blau und Rot. Feine, dünn gemalte rote Ranken sowie grüne Blätter füllen die Zwischenräume zwischen Blüten und Laub. Unterhalb des Medaillons ziert ein roter Maskaron den unteren Gefäßkörper.

Beim Vergleich von Fayencen, die Abraham Helmhack um 1700 fertigte, lassen sich an dieser Kanne schnell eng verwandte Dekorformen erkennen. Die Zuschreibung an Helmhack ist daher gesichert. Wie bei Johann Schaper könnten auch in diesem Fall die Motive aus dem Werk des Pariser Kupferstechers Gabriel Perelle (1603–1677) übernommen worden sein. (Text nach Silvia Glaser, Sammlung Neuner, Bd. III, S. 160)

Literatur