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Limonadenbecher mit "Reliefauflagen"

Böttgerporzellan vor der Marke, Höroldt-Malerei, Meissen um 1725 / Höhe: 12,5 cm

Leicht konische Form auf abgesetztem, profiliertem und teilvergoldetem Fuß. Am unteren Rand umlaufend ein goldakzentuierter Akanthusfries; im oberen Bereich herabhängende Lotusblüten, dazwischen feine Goldspitzen.
Über zwei eisenrote Ringe erstreckt sich ein umlaufender Terrainstreifen mit fein gemalten, vielfigurigen Chinesenszenen. Im Zentrum steht die Darstellung eines thronenden Herrschers unter einem Baldachin – eine Szene, die auf den Kupferstich „Der hochedle Herr KiaKouli in seinem Lusthause“ zurückgeht, erschienen 1719 im Verlag Martin Engelbrecht, Augsburg (s.u.).

Modell

Die Limonadenbecher zählen zu den frühen Erfolgsmodellen der Meissener Manufaktur. Bereits in Böttgersteinzeug gefertigt, erscheinen sie auch — wie im vorliegenden Fall — in Böttgerporzellan. Die Form ist in mehreren Varianten bekannt:

  • glatt oder mit Reliefauflagen wie „Kraußlaub“, Akanthus und hängenden „Franzblümchen“ (vgl. Boltz in Keramos 167 – 168 / 2000, S. 34, Abb. 31),
  • mit oder ohne bekrönte Frauenmaskarons
  • sowie mit oder ohne Deckel.

Unser Exemplar ist mit Reliefauflagen dekoriert und ist ohne Deckel konzipiert – was man an dem glatten Innenrand erkennt (Limonadenbecher mit Deckel haben innen einen Bisquitrand).

Mit Beginn der Höroldt-Periode verlagerte sich der Fokus der Manufakturproduktion auf die glatten Becherformen, die besonders gut als Malfläche geeignet waren. Der Begriff „Limonadenbecher“ bzw. „Lemon-Becher“ ist historisch belegt — er findet sich in frühen Inventaren und Preisverzeichnissen der Manufaktur (vgl. Boltz, a.a.O., S. 40 f., Ziffer 3.4), wurde jedoch in der Meissen Fachliteratur weitgehend ignoriert.

Dekor und ikonographische Vorlage

Alle bekannten Limonadenbecher zeichnen sich durch eine besonders feine, umlaufende Malerei aus — meist ohne die in Chinoiserien sonst häufige Rahmung durch Kartuschen. Die Hauptszene auf unserem Becher geht zurück auf einen Kupferstich aus der Serie „Habitus et mores Sinensium“, ca. 1719 im Verlag Martin Engelbrecht in Augsburg erschienen. Die Darstellung trägt den Titel:

„Nobilissimus Dominus KiaKouli in Villasua“
„Der hochedle Herr KiaKouli in seinem Lusthause“

und entstammt der Folge: „Chinesische Trachten und Gebräuche, nach jetziger beliebten Art zum Ausschneiden dienlich.“

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