Länge: 7 x Tiefe: 5 x Höhe: 3,5 cm / Formnummer 66 (nach Beaucamp-Markowsky) / Meissen um 1740 / Vergoldete Silberfassung / Bemalt wohl von Johann George Heintze
Die Außenseiten der Dose sind mit dem außerordentlich seltenen schwarzen Fond dekoriert. Darin radierte der Maler die Umrisse für die eingesetzten Blütenzweige in Schwarz und Gold, das in feinster Manier gemalte Innenbild in Sepiabraun.
Das Innenbild folgt einem Kupferstich von Nicolas de Larmessin von 1736 (Wildenstein S. 650 f.) nach dem Gemälde von Nicolas Lancret „Les amours du bocage“ (Kat. „Gefährliche Liebschaften“ Liebighaus 2016 Nr. 34, siehe nachfolgende Abb.).
Das Gemälde war vorher im Besitz Friedrich des Großen (heute Dauerleihgabe der Sammlung Hypo Vereinsbank an die Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Alte Pinakothek, München).
Der Meissener Maler hat aus Platzgründen die zweite Schäferin Lancrets weggelassen, ansonsten sich aber recht genau an den Stich gehalten. Interessant ist, dass er die Büste im Hintergrund aus einem Watteau-Stich hinzugefügt hat.
Dieser Stich hat seinerseits als Vorlage für die einzige bekannte weitere Schwarzfond-Tabatiere gedient, die wir ebenfalls anbieten (siehe Nr. S20 und nachfolgende Abb.).
Dort hat der Maler die Büste allerdings weggelassen.
Die andere Dose ist publiziert in:
Ausstellungskatalog „Meissen. Barockes Porzellan.“ 2010 Nr. 83
Katalog Röbbig 2013 Nr. 37
Helmut Joseph (Beaucamp-Markowsky Nr. 70)
Ausstellungskatalog Reissmuseum 1988 Nr. 21
Bonhams 03.12.2008 Nr. 77
Ducret 1973 Nr. 224
Beide Dosen stehen in enger Wechselbeziehung, sowohl was die Außengestaltung als auch die Malerei des Deckelinnenbilds anbelangt. Die eingefügte Büste spricht für Johann George Heintze als Maler der Dose, der bekannt ist für seine Vorliebe, solche Büsten und Obilisken in die freie Natur zu platzieren.
Der schwarze Fond ist äußerst selten. Unter den „zwölf Fondfarben“ von „Höroldts Malereimodellen von 1731“ (Boltz 1997) wird er nicht erwähnt, allerdings gibt Boltz an, dass er im Warenlager von 1730 verzeichnet ist. Neben den zwei Tabatieren sind uns nur noch drei Augustus Rex Vasen mit schwarzem Fond bekannt (Slg. Untermyer Fig. 107 T. 70, 71 u. Slg. Kocher D'agliano 2003 Nr. 17).
Literatur
Beaucamp-Markowsky, Barbara: Porzellandosen des 18. Jahrhunderts, München 1985
Boltz, Claus: "Höroldts Malereimodelle von 1731"., In Keramos 158 / 1997