Seltenes Salzgefäß auf vier Füßen, getragen von vier Hermen
Bemalt mit Konsolchinesen und Kauffahrteiszenen en miniature / Höhe: 8,7 cm, Länge: 9 cm / Unterglasurblaue Schwertermarke / Meissen 1735–39
Provenienz: Brattig 2010 Nr. 210
Bemalt mit Konsolchinesen und Kauffahrteiszenen en miniature / Höhe: 8,7 cm, Länge: 9 cm / Unterglasurblaue Schwertermarke / Meissen 1735–39
Provenienz: Brattig 2010 Nr. 210
Bemalung und Servicezusammenhang
Die Bemalung des Salz- bzw. Gewürzgefäßes mit feinen Chinoiserien ist insofern bemerkenswert, als bislang kein einziges vollständiges chinoiseriegeschmücktes Tafelservice bekannt geworden ist. Zwar sind zahlreiche Kaffee-, Tee- und Schokoladenservices mit Chinoiserien belegt, ein großes Tafelservice dieser Art jedoch ist uns nicht bekannt. Gewürzgefäße wie dieses waren jedoch notwendiger Bestandteil eines Tafelservices – oftmals sogar als Teil eines Tafelaufsatzes, sofern ein solcher vorgesehen war.
Nach unserer Einschätzung handelt es sich bei dem vorliegenden Stück um einen Spezialauftrag. Angesichts des damit verbundenen Arbeitsaufwands sowie der langfristigen Bindung hochqualifizierter Kräfte der Manufaktur ist davon auszugehen, dass die Annahme eines solchen Auftrags der Genehmigung durch die Manufakturkommission, wenn nicht sogar durch den König selbst bedurfte.
Modelleur
Das Modell stammt von Johann Gottlieb Eberlein, der im Rahmen des berühmten Sulkowski-Services in seinem Arbeitsbericht vom Mai 1736 notierte: „Ein Salzfass mit vier Weibsköpfgen“ (Rückert 1966 Nr. 487, S. 123). Das Service umfasste insgesamt zwölf Salzfässchen (ebd.).
Auch für das Schwanenservice schuf Eberlein ein Salzgefäß – dokumentiert im November 1738 (vgl. Ausstellungskatalog Das Schwanenservice, S. 165).
Datierung
Die "indianisch" anmutenden Streublümchen im Inneren des Gefäßes erinnern deutlich an vergleichbare Dekore des Schwanenservices. Wir datieren das Stück daher in die zweite Hälfte der 1730er Jahre. Dafür spricht auch das Fehlen jeglicher Pressnummern, die im September 1739 eingeführt wurden. Die Malerei mit Konsolchinesen und Kauffahrteiszenen, jeweils eingefasst in Kartuschen und begleitet von typischer Goldornamentik, entspricht ebenfalls dieser Zeit.