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Vier Figuren aus der Meissen Serie der fünf Sinne

Meissen Modelle von Johann F. Eberlein, Meissen 1745; Ausformung und Staffierung kurz darauf / auf feuervergoldeten Bronze-Montierungen

Provenienz: Sammlung Baron Gustave de Rothschild (1829–1911). In der Familie verblieben, bis zur Versteigerung "Porcelaines provenant de l'ancienne collection du Baron Gustave de Rothschild", Hôtel Drouot (Etude Couturier Nicolay), Paris, 20. Juni 1991, Nr. 16

Gehör: 29,1 cm hoch (mit Montierung) / Formnummer 1062 / Arbeitsbericht Eberlein, August 1745 (Acevedo I S. 205): „3. Eine andere Figur von denen Fünff Sinnen, das Gehör vorstellend, da näml. Ein Weibel auff der Laute spielet und neben sich ein Reh hat, ebenfalls zur Rußischen Bestallung gehöret, verfertiget.“ / Vgl. Slg. Nyfeler Nr. 69

Geruch: 29,7 cm hoch (mit Montierung) / Arbeitsbericht Eberlein, September 1745 (Acevdeo I S. 217): „Eine Figur, von denen Fünff Sinnen, den Geruch vorstellend, nebst einem Hunde vor die Zarin.“

Gefühl: 28,6 cm hoch (mit Montierung) / Formnummer 1136 / Arbeitsbericht Eberlein, Oktober 1745 (Acevedo I S. 207): „1. Eine Figur von denen Fünf Sinnen, das Fühlen vorstellend, durch ein Weibgen mit einem Krebße und Schildkröte, vorgestellet, zu der Rußsischen Bestallung, gefertiget.“ / Vgl. San Francisco Art Museum

Unsere Variante mit dem pickenden Papageien anstatt des Krebses hat Eberlein kurze Zeit darauf gemacht.

Geschmack: 28,9 cm hoch (mit Montierung) / Arbeitsbericht Eberlein, Oktober 1745 (Acevdeo I S. 217): „Ein dergleichen Figur [fünf Sinne], das Schmecken vorstellend, durch ein Weibel, welches ißet, nebst einen Affen mit einer Schaale mit Obst, vorgestellet, jedoch nicht gar verfertiget.“

Die Meissner Serie der fünf Sinne hat Eberlein 1745 geschaffen. Die Idee zu der Folge geht auf die Zarin Elisabeth Petrowna (1709–1761) zurück – eine begeistere Liebhaberin des Sächsischen Porzellans, ausgelöst durch Geschenke Augusts des Starken an die junge Prinzessin (Elisabeth-Service) sowie später durch August III. an die regierende Zarin Elisabeth (reg. 1741–62). Letzteres enthielt 190 Figuren und Gruppen sowie die berühmten siebenteiligen kaiserlich russischen Kaminaufsätze für die regierende Zarin und Bündnispartnerin, was wohl alsdann die Inspirationsquelle für die Serie gewesen ist.

Unter dem überwältigenden Eindruck dieses größten aller Porzellangeschenke Augusts III. hat die Zarin 1745 in Meissen die Allegorie der Fünf Sinne, die es dort noch nicht gab, der Vier Jahreszeiten, und der Vier Kontinente bestellt. In den Manufakturakten lautet der Auftrag respektvoll die „Große russische Bestallung“. In den Monaten Juli bis Oktober 1745 hat Eberlein die Modelle der fünf allegorischen Figuren geschaffen (s.o.).

Literatur

Andres-Acevedo, Sarah-Katharina: Die autonomen figürlichen Plastiken Johann Joachim Kaendlers und seiner Werkstatt zwischen 1731 und 1748., Stuttgart 2023

Berling, Karl: Festschrift zur 200 jährigen Jubelfeier der ältesten europäischen Porzellanmanufaktur Meissen 1710 - 1910., Meißen 1911

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