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Ausgestellter gekehlter Standring, mit Goldleiste belegt, glatte, nach oben hin geweitete Form. Farbige Chinoiserien in großen Goldlüsterkartuschen. Die Zwischenräume ganz überzogen mit goldenen Zierraten und Ornamenten, angereichert mit Eisenrot und Purpur. Vom Lippenrand abhängend Goldspitzenbordüre.

In den Kartuschen außergewöhnlicher, sehr eigenständiger Chinoiseriedekor: Zweistöckiger Pavillon, von oben begrüßen Chinesen eine ankommende Besuchergruppe, Chinese auf schwarzem Pferd. Sicht in einen reich mit Draperien behängten Raum, darin Chinese mit seiner Dienerschaft. Im Hintergrund feinste Landschaftsmalerei mit Seglern und Architekturen, stark bewölkter Himmel.

Die Limonadenbecher waren ein frühes Erfolgsmodell der Manufaktur. Es gab sie schon in Böttgersteinzeug und (wie unserer) in Böttgerporzellan sowie in den verschiedenen Formen:

  • glatt oder belegt in der Frühzeit mit „Kraußlaub“, Akanthus und herabhängenden „Franzblümchen“ (Boltz in Keramos 167, 168 /2000 S. 34 Abb. 31);
  • mit zwei bekrönten Frauen Maskarons;
  • mit oder ohne Deckel, wobei letztere Becher (wie der unsere) einen glatten Innenrand und keinen mit Bisquit haben.

Mit Beginn der Höroldtperiode konzentrierte sich die Produktion auf die glatten Becher, die für Höroldt eine gute Malfläche boten. Der Begriff Limonaden-Becher oder auch Lemon-Becher ist die korrekte Bezeichnung, wie die ersten Inventare und Preisverzeichnisse belegen (Boltz a.a.O. S. 40 f. Ziffer 3.4). In der Fachliteratur ist er in Vergessenheit geraten.

Vergleichsstücke

  • Der berühmte Hochzeitsbecher ohne Deckel und ohne Belag, der von Höroldt selbst für seine Frau bemalt wurde und mit „Rahel Eleonor Höroldt / d. 26 Nov. 1725“ im Hochzeitswappen bezeichnet ist (Pietsch Ausstellungskatalog 1996 Nr. 117). Dazu zählt auch der Becher, den er für seine Schwiegermutter bemalt hat; dieser ist bezeichnet mit: „Beate Christina Keilen den 16. SEP 1726“. Diese Inschrift malte Höroldt in Gold, welches er gerade als Malfarbe anzuwenden gelernt hatte. Die Funck’sche Ära ging damit zu Ende (Slg. Franz und Margarete Oppenheimer, Sothebys New York, 14.09.2021 Nr. 58; Den Blaauwen Katalog Rijksmuseum Nr. 41 u. Pietsch a.a.O. Nr. 140).
  • Sammlung Ringier (Christie’s 11.12.2007 S. 31) mit ähnlicher Vorhang-Drapperie wie auf unserem Becher. In dieser Sammlung gab es noch einen weiteren Limonadenbecher mit Kauffahrtei-Szenen um 1725 bis 1728 mit Deckel und „Kraußlaub“ belegt, aus dem Besitz der griechischen Königin
  • Sammlung Pauls (Katalog UK S. 432, in der deutschen Ausgabe S. 206 mit falschem Deckel)

Literatur

Boltz, Claus: „Steinzeug und Porzellan der Böttgerperiode.“, In Keramos 167 – 168 / 2000 S. 3 – 156

Den Blaauwen, Abraham L.: Meissen Porcelain in the Rijksmuseum., Amsterdam 2000

Pauls-Eisenbeiss, Erika: German Porcelain of the 18th Century, The Pauls-Eisenbeiss Collection. 2 Bände, London 1972

Pietsch, Ulrich: Johann Gregorius Höroldt (1696 – 1775) und die Meissener Porzellanmalerei. Ausstellung Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Porzellansammlung im Zwinger 1996., Leipzig 1996

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