Kaendlers größte Krinoline, Modell von 1750, Ausformung und Bemalung kurz danach; keine Schwertermarke (wie bei fast allen Ausformungen); 20 cm hoch; 26,8 cm lang
Kaendler hat mit diesem Werk der größten Operndiva ihrer Zeit, Faustina Bordoni (1697-1781) ein Denkmal gesetzt. Er zeigt sie in ihrer Rolle als Attilia in der Oper ihres Ehemannes — dem berühmten Hofkapellmeister und Komponisten Johann Adolph Hasse — Attilio Regolo, die am 12.1.1750 in Dresden uraufgeführt wurde — mit triumphalem Erfolg.
Mit der breitesten all seiner Krinolinen ist Faustina auch die größte von Kaendlers Opernfiguren, die er im Auftrag des Königs geschaffen hat. August III war von Jugend an ein enger Freund und Bewunderer Faustinas. Er hat mit ihr und mit ihrem Mann, dem führenden Komponisten Europas, die italienische Opera seria in Dresden eingeführt und sie zu noch nicht gekannten Höhen geführt — das Goldene Zeitalter der Dresdner Oper. Kaendler hat auch den Partner der Faustina in der Rolle des Attilio Regolo — verkörpert von dem Opernsänger Domenico Annibali (ca. 1700-1979) — in Porzellan geschaffen.
Menzhausen hat die Bühnenzeichnung für diese Oper, die Kaendler als Vorlagen gedient haben, im Kupferstichkabinett in Dresden entdeckt und veröffentlicht (In Porzellan verzaubert S. 121),. Sie sind betitelt: „Attilia … Faustina“ / „Regolo … Annibali“
Wir haben es hier für Meissen mit dem außerordentlich seltenen Fall zu tun, dass unsere Figur (ebenso wie der Partner) die gefeierte Titelheldin einer zeitgenössischen Opernprämiere darstellt und damit für die Porzellan-Modelle alle ikonographischen Daten feststehen: die Personen, der Anlass, die Zeit, die Rolle, ihre Stellung bei Hofe und ihre überragende Bedeutung in der Welt der Oper. Alle daten sind historisch dokumentiert.
Kaendler hat sich in recht freier Weise der Bühnenzeichnung bedient. In der Gestaltung der Rückansicht war er völlig frei und hat hier sein ganzes Können gezeigt und seine schöpferische Phantasie ausgelebt. So entstand im Königlichen Auftrag seine schönste und größte Krinoline.
Mit dem königlichen Auftrag hängt es wahrscheinlich auch zusammen, dass alle bekannten Ausformungen keine Schwertermarke tragen, ähnlich wie bei den meisten Lieferungen in das Japanische Palais.
Vergleichsstücke sind selten (wohl weil dem König vorbehalten):