Bemalt mit mit den fünf fernöstlichen Symbolen des langen Lebens: Flaming Tortoise, Drache, Kranich, Bambus und Pinus
Ausformung und Bemalung Meissen um 1730
Emailblaue Schwertermarke, die eingeschnittene AR-Marke von 1734
Ø 24,8 cm
Provenienz: Dr. Max Fahrländer (ehemals Präsident der Schweizer Keramikfreunde)
Das eingeschnittene AR-Monogramm ist außerordentlich selten. Bislang war nur ein Meissener Exemplar mit dieser Marke bekannt: eine Schüssel aus dem Gelben Löwen-Service in der Sammlung Dr. Ernst Schneider, Hetjens-Museum Düsseldorf (Weber Bd. I S. 89 u. Abb. 39 a-c). Unsere Schale ist damit das zweite bekannte Exemplar.
Die Schale mit den fünf Motiven der Langlebigkeit geht auf ein japanisches Original von ca. 1700 zurück (Slg. Arnhold Nr. 234.1 S. 505; Ashmolean Museum, Oxford, in Porceain for Palaces Nr. 123; Slg. Syz in Shono Nr. 55; Fitski Abb. 215 Detail).
Unsere Meissen Schale gehörte, wie die Aufglasurschwertermarke zeigt, zum Hoym- / Lemaire-Komplex. Bevor der Pariser Kaufmann sie auf dem Pariser Luxuswarenmarkt verkaufen konnte, wurde sie 1731 im Hause des Grafen Hoyms beschlagnahmt. Anders als die sechs, heute noch nachweisbaren Vergleichsstücke aus der Königlichen Sammlung, die alle die Johanneums-Nr. N=49-W tragen, verblieb unser Stück wohl in der Manufaktur als Malereimodell Höroldts. Das 1734 eingeschnittene und geschwärzte AR-Monogramm geht auf einen Erlass Augusts III. zurück, der besagt, das mit AR gekennzeichnete Dekore allein dem König vorbehalten waren.
Die sechs Schalen mit der Johanneumsnummer „N-49-W“ (ohne AR-Marke) befinden sich heute:
Hinzu kommt eine Schale mit Aufglasurschwertermarke, jedoch mit Johanneumsnummer "N-153-W" – eine Nummer, die überwiegend Shiba Onko-Teller zum Gegenstand hat (Ausstellungskatalog 1997 Düsseldorf Nr. 144).
Shono (S. 33 f.) beschreibt die Schale und deren Symbolik wie folgt: „Eine Landschaftsmalerei mit Pflanzenmotiven füllt die eine Hälfte der weitgeschwungenen Kehle: ein alter gekrümmter Pinusbaum streckt sich kurvig und zackig nach links. Rechts hinter ihm steht ein dicker Bambus der wegen seiner Zähigkeit auch das lange Leben versinnbildlicht. Rechts und links von dem dicken Bambusstumpf wachsen mehrere schlanke Bambusstauden mit Blattrossetten, ein langer Bambushalm biegt sich nach rechts. Rechts von dieser Baumgruppe etwas entfernt, eine blühende Feldrosenstaude, allerdings nicht als Symbol, sondern lediglich als Schmuckmotiv, wie sooft im Kakiemondekor in Landschaftsdarstellungen. Die andere Hälfte der Kehle ist mit Kranichen und einer Seeschildkröte dekoriert, die in der chinesischen Sage zu den „vier heiligen Tieren“ sowie „Tieren der Vier Himmelsrichtungen“ zählt. Das Tier trägt einen langen, reich beharrten Schwanz und von beiden Seiten des Panzers herausschwingende Haarbüschel, Zeichen für sein langes Leben. Das Terrain erscheint als Sandküste, auf die das Tier aus dem Meer an Land gegangen ist. Der Panzer mit den flammenden Haarbüscheln richtet sich hoch auf, als ob er vom starken Meereswind erfasst würde. Rechts von der Schildkröte ein weiterer fliegender Kranich und eine kleine Feldrosenstaude. Links von der Schildkröte ein stehender Kranich, dessen Kopf sich rückwärts wendet. Man versuchte hier die Symbole des langen Lebens aus verschiedenen Universumsspähren (Kranich vom Himmel, Schildkröte aus dem Meer, Pinus und Bambus aus der Erde) der Natur entsprechenden anzuordnen. Außer den genanten Motiven ist im Fond des Tellers noch ein gerollter, grüner Drache zu sehen, der den Frühling versinnbildlicht.“
Die Beschreibung bezieht sich auf das Japanische Original, das exakt mit der Meissener Kopie üereinstimmt.
Weber, Julia: Meißener Porzellane mit Dekoren nach ostasiatischen Vorbildern, Band I. München 2013
Weber, Julia: Meißener Porzellane mit Dekoren nach ostasiatischen Vorbildern, Band II. München 2013
Cassidy-Geiger, Maureen: The Arnhold Collection of Meissen Porcelain 1710-50. London 2008
Shono, Masako: Japanisches Aritaporzellan im sogenannten "Kakiemonstil" als Vorbild für die Meissener Porzellanmanufaktur. München 1973
Fitski, Menno: Kakiemon Porcelain. Rijksmuseum Amsterdam 2011