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KPM Teller mit botanischer Malerei und Blattkranz

Ø 23,0 cm, H. 3,2 cm, Zeptermarke in Unterglasurblau der Jahre 1823 – 1832, Pressnummer "17", Modell Antik glatt
Bez. auf dem Boden "Cortusa Matthioli"

Vgl. Twinight Collection von Richard Baron Cohen (Kat. Wittwer Nr. 67 a–d); Slg. Dr. Gronert Berlin (1084. Lempertz 03.05.2017 Nr. 129–131)

Unser Teller gehört zu einem der botanischen Service, die die Königliche Porzellanmanufaktur im Gefolge des Services für die Kaiserin Joséphine in großer Vollendung und wissenschaftlicher Akribie geschaffen hat. Der Teller ist Bestandteil eines sehr seltenen Dessert-Services, von dem – anders als bei den anderen bekannten botanischen Servicen - kein weiterer Teller oder ein anderweitiges Geschirrteil bislang bekannt ist.

Der Besteller oder Empfänger konnte ebenfalls noch nicht ermittelt werden. Das gleiche gilt für jenes Service, dass dem unsrigen am nächsten steht: das Service, von dem sich 4 Teller in der Twinight Collection des Richard Baron Cohen (Lempertz 06.04.2019 Twinight II Nr. 84 – 87) und drei in der Sammlung Gronert Berlin (1084. Lempertz 03.05.2017 Nr. 129 - 131) erhalten haben.

Aufbau und Dekorationsschema beider Service sind identisch. Die Fahne schmückt auf einer hellen Fondfarbe (hell gelbgrün) zwischen drei Goldstreifen eine Ranke aus Blättern — (meist) der Pflanze, die im Spiegel gezeigt wird. Die Steigborde wird durch eine Goldbordüre mit stilisiertem Blattwerk aus Gold betont und begrenzen die Fahne und den Spiegel. Selbst die kaum wahrnehmbare feine dünne Goldlinie oberhalb des Goldornaments findet sich bei beiden Servicen (im Lempertz Katalog, Slg. Gronert zu erkennen, nicht bei Twinight; siehe auch die gute schematische Darstellung bei Sterba in Keramos 194/2006 S. 74 Abb. 1c).

Der Spiegel mit helllila Fond zeigt die wissenschaftliche, korrekte Darstellung einer Pflanze, die auf der Tellerrückseite mit ihrem lateinisch botanischen Namen bezeichnet ist (vgl. die Beschreibung von Wittwer im Katalog der Twinight Collection 2007 S. 260). Neben den etwas anderen Farben unterscheiden sich beide Service nur in einem Punkt: bei dem Twinight-Service, wie auch bei den anderen botanischen Servicen ist auf der Rückseite das Herkunftsland der Pflanze angegeben, was bei unserem Teller nicht der Fall ist.

In der Markierung gibt es ebenfalls Unterschiede. Es fehlt die Malermarke, so dass die Datierung nur aufgrund der Zeptermarke, die von 1820 bis 1830 in Gebrauch war, erfolgen kann. Pressnummer „17“ vs. „32“ bei Twinight und den Nachlieferungen des Joséphinen Services, das die „16“ hat.

Vorlage:

Samuel Wittwer (a.a.O.) geht davon aus, dass die Manufaktur für die späteren botanischen Service der 1820er Jahre auf die Zeichnungen ihres Vorstehers der Blumenmalerei, Gottfried Wilhelm Völcker (1775–1849 ) zurückgegriffen hat. Dieser hatte das berühmte botanische Werk „Flore portugaise“ zeichnerisch umgesetzt. Sie dienten als Vorlagen für die in Punktiermanier gestochenen Tafeln.

„Cortusa Matthioli“ (Alpenheilglöckchen). Das Alpenheilglöckchen ist eine Subspezies der Primelgewächse. Sie ist zu Ehren des Humanisten, Arztes und Botanikers Pietro Andrea Mattioli (1501–1577) benannt. Der spätere Leibarzt des Kaisers Maximilian II besaß umfassende Kenntnisse der Alpenflora.

Literatur

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