S1

Tabatière, reliefiert, bemalt nach François Boucher

KPM Berlin um 1770
Feinste Tüpfelmalerei wohl von Isaac Jacob Clauce nach Boucher-Stichen
Vergoldete Metallmontierung; Länge: 9,0 cm; Breite: 5,8 cm; Höhe: 4,6 cm; Berliner Modell Nr. 11: „Tabatièren mit Zierathen viereckigt“ (Lenz 1913 Bd. I S. 38)

Die Malerei ist durchgängig nach Boucher-Stichen ausgeführt, die in der Manufaktur auf persönliche Veranlassung des Königs angeschafft wurden (Lenz 1913 Bd. I S. 43).

Publiziert: Langeloh Jubiläumspublikation 2019 Nr. 144 S. 768–771

Die in brillanter farbiger Tüpfelmanier bemalte Deckelinnenseite der Dose ist wohl von Isaac Jacob Clauce. Vorlage ist der Kupferstich „Les Plaisirs de l’été“ von Jean Daulle (1703 – 1763) aus dem Jahre 1755 nach Bouchers Ölgemälde „L’été“. Der Stich trägt die Widmung „A Madame de Pompadour, Dame du Palais de la Reine d´après les tableause lui appartenant.“ Das bezieht sich auf die Vierjahreszeiten-Gemälde von Boucher, ebenfalls aus dem Jahre 1755 — die als Vorlage für die Daulle-Stiche dienten und sich bis 1764 im Besitz der Madame Pompadour befanden. Die Stiche befinden sich seit 1916 in der Frick Collection, New York. Eine andere Version des Stiches (nicht bei Ananoff) trägt die sehr persönliche Widmung Daulles: „A Madame Pompadour Dame du Palais de la Reine par sen très humble et très obeissant serviteur. J. Daulle.“ 

Für die Deckeloberseite und Bodenunterseite haben wir die Boucher-Stiche aus einer anderen Serie der vier Jahreszeiten ebenfalls finden können. Die Stiche sind von Gabriel Huquier (1725 – 1805) verlegt und von Louise Félix de la Rue (1731 – 1765) gestochen worden.

Isaac Jacob Clauce
Die Malerei stammt wohl von dem Berliner Miniaturmaler Isaac J. Clauce (1728–1803). Beaucamp-Markowsky schreibt über ihn: „Berühmt für seine ,Schmelzmahlerey‘ — Emailmalereien vor allem auf Dosen — wurde er 1753 ,nach Dresden berufen und mit einer ansehnlichen … Pension versehen, um die Mahlerey bei der Meißener Porcelainfabrique zu mehrerer Vollkommenheit zu bringen.‘ Dort blieb er jedoch nur ein Jahr, um dann als ,zu teuer arbeitend‘ wieder aus der Manufaktur entlassen zu werden. Daß er sich danach jedoch noch mindestens bis Ende April 1756 in Dreden aufgehalten hat, und dies wohl kaum, ohne seiner hochgerühmten Profession als Dosenmaler privat weiter nachzugehen …
Von Friedrich dem Großen 1756 an die Berliner Manufaktur von W. C. Wegely berufen und von der Nachfolgemanufaktur Gotzkowsky übernommen, war er an der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin bis zu seinem Tode als Vorsteher der Malerei tätig.“ (Beaucamp-Markowsky 1988 S. 44 Nr. 18 = Slg. Joseph Bonhams 05.07.2011 Nr. 7)

Die Malereien Clauce’ sind besonders gekennzeichnet durch die Tüpfelmanier, die im Deckelinnenbild am konsequentesten angewandt ist. Signierte Stücke von ihm sind nicht bekannt. Die Qualität ist das entscheidende Kriterium.

Literatur

Preis und Expertise anfordern

Bitte senden Sie mir den Preis und die Expertise zu diesem Objekt per E-Mail.