Teedose in Balusterform
Frühe Malerei von Johann G. Höroldt, Meissen um 1722, Höhe: 10,0 cm, Goldmarke „K.“ auf Dosenunterseite und Deckelinnenseite
Bemalt mit Mongolen und Indianern bei der Jagd, Schiffs- und Hafenszenen (siehe Gutter 2018 Nr. 48 u. S. 119, die einzige in ihrer Bemalung vergleichbare Teedose)
Die Teedose zählt zu den frühesten und feinsten Arbeiten von Johann Gregorius Höroldt. Aufgrund der Dynamik der Jagdszenen und der Qualität der gesamten Malerei halten wir sie für dessen eigenhändiges Werk.
Schaut man sich das frühe Œuvre Höroldts genauer an, so stellt man fest, dass es eine Zeit des Suchens und Experimentierens mit verschiedenen exotischen Bildwelten gab, bevor er sich fast ausschließlich auf die Chinoiserien konzentrierte. Die Stichvorlagen zu dieser anfänglichen Vielfalt an Sujets waren sicherlich Bestandteil des Konvoluts von 147 Kupferstichen gewesen, das sich Höroldt wenige Monate nach Beginn seiner Tätigkeit (Juni 1720) in Meissen am 09. September aus dem „Salon d’Estampes“ (Kupferstichkabinett) in Dresden durch den Hoffaktor Chladni hat aushändigen lassen und höchstpersönlich in seinen Besitz nahm. Das Ende des „freien Experimentierens“ und Höroldts Konzentration auf die Chinoiserien lassen sich zeitlich gut bestimmen und insb. an zwei Phänomenen feststellen:
- Gegen Ende 1722 begann Höroldt mit dem Aufbau seiner Vorlagensammlung „Schulz-Codex“ (siehe Thomas Rudi in Exotische Welten 2010 S. 67, der die Entstehung um 1722 bis 1726 datiert), worin vorwiegend Chinoiserien vertreten sind. Damit erreichte er gleich zwei Ziele: einerseits führte die Fokussierung auf die Chinoiserien mit ihrer unendlichen Fülle an Gestaltungsmöglichkeiten zu einer Ökonomisierung des Höroldt’schen Malereibetriebs, andererseits wurde dadurch der Gedanke eines einheitlichen Manufakturauftritts befördert.
- Im Dezember 1722 wurde in Meissen die KPM-Marke eingeführt. Porzellane mit dieser Marke enthalten fast immer Chinesen-Szenen. Bei Stücken mit früheren Marken (nur auf Teekannen und Zuckerdosen; MPM, Einführung im Juli 1722 und KPF, November / Dezember 1722) ist das noch anders. Von den rd. 40 uns bekannten Porzellanen dieser frühen Zeit sind lediglich zwei bis drei mit Chinoiserien bemalt und das recht unbeholfen – ohne den typischen Witz und Charme.
Die Bemalung unserer Teedose fällt also in diese frühe Übergangszeit – spätestens Ende 1722. Wie bereits erwähnt, lässt die Qualität der Malerei (auch mangels Alternativen) allein auf Höroldt selbst als Maler schließen. Auch die Intensität und Brillanz der Farben, die Höroldt in den ersten Jahren seiner Meissener Zeit weiterentwickeln und auf ein höheres Niveau bringen musste, sprechen für diese Datierung.