reserviert
Nymphenburger Birnkrug
Mit Purpur Camaieu-Malerei von Joseph Adam Huber in Gold Signiert „IAH“ und datiert „1765“
Höhe: 15,7 cm ohne Deckel
Rautenschildmarke
Pressmarke „P“ und „I“ (s.u.)
Mit plastischen, Blau-gold gehöhten Rocaille-geschmückten Ranken
Zinnmontierung mit Initalen „A F“ im Deckel
Diese Birnkrug-Modelle waren offensichtlich sehr beliebt. Joseph Adam Huber hat sie über ein Jahrzehnt hinweg — wie seine Signaturen ausweisen — als Hausmaler außerhalb der Manufaktur in seinem „Farben-Einschmölz-Öferl“ emailliert und erfolgreich abgesetzt.
Hofmann hat das Monogramm „IAH“ (= Joseph Adam Huber), dessen Urheberschaft lange Zeit unklar war, erstmals im Cicerone (Juni 1913, S. 460) aufgelöst. Huber war 1765 noch Mitarbeiter der Fabrik. Erst 1769 wechselte er in seinem neuen Amt als „Betreuer des Churfürstlichen Porzellanbestands“ zum Obersthofmarschallamt nach München.
Die zunächst von der Manufakturleitung geduldete Hausmalerei kam später als Pfusch- und Winkelmalerei in Verruf. Huber war der erste, gegen den die Manufaktur vorging. Hofmann schreibt (Bd. III, S 658): „Später aber, als man erkannt hatte, welchen Nachteil das unberechtigte Bemalen des weißen Gutes der Manufaktur bringen konnte und wie sehr ihre Erzeugnisse dadurch oft in Misskredit gerieten, suchte man den Unfug durch energisches Vorgehen einzustellen. So beschwerte sich am 26. Mai 1775 die kurfürstliche „Münz- und Porcelainewesens-Comision“ beim Obersthofmarschallamt über den dort angestellten Porzellanwerter Joseph Adam Huber, der „in der sogenannten neuen Kuchel bey der Durchleuchtigsten Churfürstin ihren Gärtl einen Schmelzofen errichtet habe“, um das gebrochene Porzellan für die Hofzuckerbäckerei und die Silberkammer zu kitten sowie die „Numeros und die Nämen“, wohin das Porzellan gehöre, einzuschmelzen. Dabei betreibe Huber aber das Porzellanmalen auf eigene Faust und liefere „teilweise mit falschen Farben gemaltes Geschirr“; er beschäftige dabei „sogar eigene zwei Mann“. Es erging deshalb an das Obersthofmarschallamt das Ersuchen, Huber das Malen zu untersagen und die Muffel einreisen zu lassen. Offensichtlich blieb dieser Antrag ohne jede Wirkung.“
Vergleichsstücke:
- Hofmann Bd. III Abb. 371 S. 471, „J.A. Huber. 10. Oktober 1778“, Antique Handel München 1919, sehr ähnlich zu unserem
- Nordböhmisches Gewerbemuseum Reichenberg „IAH 1778“, Marke abgebildet in Cicerone 6/1913 Abb. 2 S. 457 und Abbildung der Marke S. 461 Nr. 4 = Pazaurek II S. 376, Abb. 352 = Ausstellungskatalog 1909, Nr. 254, „zwei ländliche Szenen“, dort ist die kalte Goldaufschrift der Malermarke wie folgt angegeben: „in kaltem Gold aufgeschrieben ,1779 30 IAH‘“
- Kunsthandel Würzburg 1912 (Seligsberger), Cicerone 6/1913, Abb. 1 S. 455 und S. 458 Marke S. 461 Nr. 2: „I.A.H. 1765“
- Kunstgewerbemuseum Leipzig = Ausstellungskatalog 190 Nr. 253, Marke „IAH 1778“ kalt aufgeschrieben
- Bethnal Green Museum London, Sir A. Wollaston Franks Collection. Katalog 1896, Nr. 185 mit Blumen, Abb. der Marke T. IV Nr. 53: „1765“ in Gold und „IAH“ sowie zwei Blätter in Grün. Heute im British Museum, Inv.-Nr. Franks.185