L29

Schale Nymphenburg

Nymphenburg 1770-75 bemalt von Kaltner
L. 27, 6 cm; B. 23,6 cm; H. 4,5 cm; Rautenschildmarke; Ritzmarke „4“, zwei gestochene Punkte

Die rundovale Schale mit einer Höhe von knapp 5 cm ist ein seltenes Formstück der Nymphenburger Manufaktur. In der Slg. Hirth (13.6.–21.6.1898 Nr. 408 ohne Abb.) war wohl eine Schale ähnlichen Formats aus dem gleichen Service. Der geschweifte Rand ist mit einer goldgehöhten Bordüre im Ozier-Muster, welche regelmäßig 12 mal durch Stäbe mit Bandmusterung unterteilt wird, umzogen. Auf dem flachen Spiegel eine große bunte bäuerliche Szene im Teniers-Stil.

Fritz Bäuml konnte den Maler anhand der Platte aus seiner Slg. (Kat-Nr 609) als Joseph Kaltner bestimmen (Keramos 34/1966 S. 28), der von 1765 als Lehrling bis ca. 1776 tätig war und der schon als 18 jähriger an dem umfangreichen Kupferstichwerk von Cuvilliés "Ecole De L'Architecture Bavaroise" mitarbeiten konnte. Nach Bäuml sind die Bauernfiguren und der Landschaftshintergrund auf der Platte genau in der Manier ausgeführt, wie in Cuvilliés Werk, die von Kaltner signiert sind. "Kaltner ging 1780 nach Paris, kam aber bald wieder zurück und wurde in München als Bayerischer Hof- und Miniaturmaler sehr geschätzt. Sein großer Ruhm brachte ihn später gerade zur Ausführung von Miniaturen nach Wien, wo er wohl auch verstorben ist" (Bäuml a.a.O.).

Hofmann (III S. 585), der den Kaltner-Stil noch nicht hatte identifizieren können, dachte dabei mehr an Purtscher und charakterisierte dieses neue Metier wie folgt (S. 588 a.E.): "Jedenfalls erst gegen das Ende der (Rokoko) Periode 1767 tritt schließlich eine neue Dekorationsweise auf, flott gemalte Szenen aus dem Landleben. Hier sind es aber nicht mehr maskierte Kavaliere mit ihren Damen, die Schäferspiele treiben, sondern wirkliche derbe Bauern bei der Feldarbeit und bei allerlei Spielen und Späßen. Diese "Holländischen Bauern", wie sie im Preiscourant von 1767 genannt werden, treten meist in vielfigurigen, ziemlich bunt und in der Farbenwahl auch sehr kräftig gehaltenen Bildern auf … Es scheint, dass sie fast alle von der gleichen Hand sind. Auch hier könnte man an Purtscher denken".

Literatur

Ziffer, Alfred: Nymphenburger Porzellan. Sammlung Bäuml., Stuttgart 1997

Bäuml, Fritz: „Sieben Nymphenburger Maler des 18. Jahrhunderts.“, In Keramos 34/1966

Hofmann, Friedrich H.: Geschichte der bayerischen Porzellan-Manufaktur Nymphenburg. 3 Bände., Leipzig 1921–1923

Preis und Expertise anfordern

Bitte senden Sie mir den Preis und die Expertise zu diesem Objekt per E-Mail.