Y3
reserviert

Kangxi Schale mit "Weidenbaumdekor"

China Jingdezhen, Kangxi-Periode, ca. 1715 / Ø 22,5 cm; 3,5 cm hoch

Vgl. Pietsch: Meissener Porzellan und seine Ostasiatischen Vorbilder. Leipzig 1996 S. 97 (chinesische Schale zusammen mit Meissener Kopie) = Pietsch: Early Meissen Porcelain. Lübeck 1994 Nr. 75 / Porcelaine de Commande des Compagnies des Indes. Collection Arnaud Maspétiol. o.J. S. 120 f.

Schalen in gleicher Form und Größe mit dem selben Dekor gibt es auch in Meissner Porzellan. Die überaus seltenen Meissner Exemplare gehen zurück auf die Bestellungen des Pariser Kaufmanns Rudolphe Lemaire, der zwischen 1729 und 1731 ostasiatische Porzellane (vorwiegend Japanische Kakiemon-Porzellane) aus der Sammlung Augusts des Starken von der Manufaktur exakt kopieren ließ, um diese wiederum auf dem Pariser Luxuswarenmarkt als ostasiatische Originale zu Höchstpreisen weiterzuverkaufen (siehe unsere Expertise zu einer Meissner Saladiere mit Palastmarke N=5-W).

In der Porzellansammlung im Zwinger, Dresden, befinden sich heute noch insg. 4 solcher Meissen Schalen, die im Inventar als "Saladieren" bezeichnet sind:

  • eine (ursprünglich 5) mit der Palastnummer N=3-W (Inv. no. PE 5388), Ø 23 cm und
  • drei (ursprünglich 8) etwas kleinere (rd. Ø 21 cm) mit der Palastnummer N=5-W (Inv. no. PE 5389, PE 5390, PE 5391).

Die Inventareinträge lauten:

*- "Fünf roth und weiße Saladieren mit etwas überschlagenen vergoldten Rand, inwendig mit goldnen und bunten Blumen, ingleichen ein Stamm, worauf bunt Korn gemahlt, 2 Zoll tief, 9½ Zoll in diam. No. 3."

  • "Acht Stück kleine Saladieren, mit bunten Korn und Blumen à la mosaique gemahlt, 1½ Zoll tief, 8¾ Zoll. in diam. No. 5."*

(Siehe digitales Archiv "The Royal Dresden Porcelain Collection.")

Die Frage, welche Palastnummer die chinesische "Saladiere" in der Sammlung Augusts des Starken getragen hat, die der Meissner Manufaktur als Vorbild diente, bleibt offen. Wir haben neben unserer Schale nur wenige Vergleichsstücke finden können (s.o.), alle ohne Palastmarke. In der Dresdener Porzellansammlung hat sich leider kein ostasiatisches Exemplar erhalten. Möglich wäre auch, dass Rudolphe Lemaire selbst ein eigenes chinesisches Exemplar mit nach Dresden brachte, um es dort kopieren zu lassen. In seltenen Fällen kam das durchaus vor (z.B. im Falle des Bantam Hahns, siehe Langeloh 2019 Nr. 71).

Literatur