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Das Gehör, der Geruch, der Geschmack und das Gesicht aus der Meissen Serie der fünf Sinne

Modell von Johann Friedrich Eberlein, 1745 / Meissen um 1765

Gehör: Unterglasurblaue Schwertermarke mit Punkt / 28,7 cm hoch / Pressnummer "28" / Arbeitsbericht Eberlein, August 1745 (Acevdeo Bd. I S. 216 Blatt 321 Nr. 3): „Eine andere Figur von denen Fünff Sinnen, das Gehör vorstellend, da nehml. ein Weibel auff der Laute spielet, und neben sich ein Reh hat, ebenfalls zur Rußischen Bestallung gehörig, verfertiget.“

Geruch: Unterglasurblaue Schwertermarke mit Punkt / 28,6 cm hoch / Arbeitsbericht Eberlein, September 1745 (Acevdeo Bd. I S. 217 Blatt 371 Nr. 3): „Eine Figur, von denen Fünff Sinnen, den Geruch vorstellend, nebst einem Hunde vor die Zarin.“

Geschmack: Unterglasurblaue Schwertermarke mit Punkt / 29,4 cm hoch / Arbeitsbericht Eberlein, Oktober 1745 (Acevdeo Bd. I S. 217 Blatt 399 Nr. 2): „Ein dergleichen Figur [fünf Sinne], das Schmecken vorstellend, durch ein Weibel, welches ißet, nebst einen Affen mit einer Schaale mit Obst, vorgestellet, jedoch nicht gar verfertiget.“

Gesicht: 30,8 cm hoch / Arbeitsbericht Eberlein, Juli 1745 (Acevdeo Bd. I S. 216 Blatt 279 Nr. 4): „Eine Figur von denen Fünf Sinnen, das Sehen vorstellend, nebst einen Adler zu der Rußischen Bestallung angefangen.“

Die Meissner Serie der fünf Sinne hat Eberlein 1745 geschaffen. Die Idee zu der Folge geht auf die Zarin Elisabeth Petrowna (1709–1761) zurück – eine begeistere Liebhaberin des Sächsischen Porzellans, ausgelöst durch Geschenke Augusts des Starken an die junge Prinzessin (Elisabeth-Service) sowie später durch August III. an die regierende Zarin Elisabeth (reg. 1741–62). Letzteres enthielt 190 Figuren und Gruppen sowie die berühmten siebenteiligen kaiserlich russischen Kaminaufsätze für die regierende Zarin und Bündnispartnerin, was wohl alsdann die Inspirationsquelle für die Serie gewesen ist.

Unter dem überwältigenden Eindruck dieses größten aller Porzellangeschenke Augusts III. hat die Zarin 1745 in Meissen die Allegorie der Fünf Sinne, die es dort noch nicht gab, der Vier Jahreszeiten, und der Vier Kontinente bestellt. In den Manufakturakten lautet der Auftrag respektvoll die „Große russische Bestallung“. In den Monaten Juli bis Oktober 1745 hat Eberlein die Modelle der fünf allegorischen Figuren geschaffen (s.o.).

Die Serie für die Zarin stand ursprünglich auf einem einfachen flachen rechteckigen Plinthensockel. Im Zuge der aufkommenden Rokoko-Mode hat man diesen – unter Beibehaltung des Figurenmodells – durch einen rocaillierten, mit Gold gehöhten Sockel ersetzt.

Im Preisverzeichnis von 1756 (Berling S. 198) erscheinen „die fünf Sinne groß mit Ornamenten a 12 Thl 25 Groschen“. Die gesamte Serie war also für den sehr hohen Preis von über 60 Taler ausgepreist. Das erklärt vielleicht die Seltenheit der Figuren.

Literatur

Andres-Acevedo, Sarah-Katharina: Die autonomen figürlichen Plastiken Johann Joachim Kaendlers und seiner Werkstatt zwischen 1731 und 1748., Stuttgart 2023

Berling, Karl: Festschrift zur 200 jährigen Jubelfeier der ältesten europäischen Porzellanmanufaktur Meissen 1710 - 1910., Meißen 1911

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