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Ein seltenes Paar Frankenthaler Figuren

"Elsässer Bäuerin mit Hühnern und Bauer mit Rückkorb", Frankenthal 1766/67

Sie: 23 cm hoch, CT-Marke mit Kurhut und Punkt (?)
Er: 23 cm hoch, CT-Marke mit Kurhut und AB-Ligatur und „6“ in Unterglasurblau (= Ausformung 1766); „ME 7“ in Gold (= George Merk – Der Staffierer George Merk bemalte die Figuren 1767).

Unsere Figuren wurden von J. F. Lück als echtes Paar konzipiert, wie die aufeinanderfolgenden Nummern 228 und 229 des Frankenthaler Formenverzeichnisses belegen. Bei der Elsässer Bäuerin wird ausdrücklich der Hühnerkorb hervorgehoben, der bei der herkömmlich als Partnerin geführten Bäuerin mit großem schwarzem Hut (Apfel- oder Eierverkäuferin) fehlt.

Anmerkung zum Hut: Laut Informationen, die das British Museum vom Musée d’Alsace eingeholt hat, ist er keineswegs von Straßburger Ursprung (Beaucamp-Markowsky I Nr. 180). Es handelt sich hierbei um spätere Varianten dieses Modells.

In der Literatur (Beaucamp-Markowsky I, S. 180–181; Swoboda in Keramos 57, 1972; und Swoboda 1974 S. 26, Tafel 18, S. 42 ff.; Hofmann, Nr. 292, 293, Tafel 68, alle das spätere Paar betreffend) wird das Modell allgemein J. F. Lück zugeschrieben und auf 1766 datiert. Die meisten bekannten Ausformungen tragen die CT-Marke mit unterglasurblauen Beizeichen „6“ (= 1766, das Jahr der Zubereitung der Porzellanmasse). Obwohl der ältere der Lücks zu dieser Zeit bereits nach Meissen zurückgekehrt war (Rückert, 1990, S. 119, spätestens seit 1764, wird aber bereits in der Meißener Personalliste von 1763 geführt).

Formenverzeichnis (Heuser, S. 278):

  • 282: "Elsässer Bauer mit Rückkorb, acht Stück"
  • 292: "Elsässer Bäuerin mit Hühnerkorb, acht Teile"

Die Figuren passen nicht zu dem bekannten höfisch-eleganten Stil von Johann Friedrich Lück.

Michael Overdick hat daher wohl 2009 im Katalog der Frankenthaler Porzellane in der Sammlung Schloss Benrath (S. 95 und Abb. S. 100, Inv.-Nr. B1974/3) den „Bauern mit Rückkorb“ mit der Marke „steigender Löwe“ und „JAH“ Johann Wilhelm Lanz zugeschrieben und die Figur konsequent auf 1759–1762 datiert. Die Eigentümermarke von Johann Adam Hannong („JAH“ in Ligatur in Unterglasurblau) war vom 13.6.1759 bis zur Übernahme der Manufaktur durch die kurfürstliche Verwaltung am 8.2.1762 in Gebrauch.

Auch die Elsässer Bäuerin, die 2013 (30.11., Nr. 614A-B) zusammen mit ihrem Partner bei Metz versteigert wurde, trug diese Marke.

Die Brüder Lück kamen 1758 nach Frankenthal (Friedrich Lück kehrte schon 1764 nach Meissen zurück). Entsprechend dem durchaus bäuerlichen, volksnahen Habitus der Figuren schreiben wir sie dem Bruder Gottlieb Lück zu. Friedrich Lück hat möglicherweise bei der Modellierung des neuen und aufwendigen Sockels als Ideengeber geholfen.

Vergleichsstücke:

  • Historisches Museum Speyer, Ausstellungskat. 2005, Nr. 121: „Kiepenträger mit Gans“
  • Musée d’Alsace, Arts Décoratifs Palais Rohan, Straßburg: „Apfelverkäuferin“ mit Löwenmarke und „JAH“, Beaucamp-Markowsky Nr. 180, eine Apfelverkäuferin mit einem großen Korb gefüllt mit Äpfeln.
  • Frankenthal Porzellansammlung Dr. Kochenburger, Berlin, Auktion Felix Nagel, Mannheim 6.–7.11.1899, Nr. 163–164, Abb. Tafel 1 (nicht bei Beaucamp-Markowsky): Der Katalog beschreibt die „vorzüglichen seltenen Stücke als Schwarzwälder 'Paar', CT-Marke.“
  • Reiss-Museum: „Bauer und Bäuerin als Eierverkäuferin,“ Beaucamp-Markowsky I, Nr. 180–181, CT-Marke mit „6“ in Unterglasurblau = 1766.
  • Sammlung Carl Baer, Hofmann Nr. 292: „Bauernfrau mit Hühnerkorb“ (wie unsere), Tafel 68, CT-Marke, und Nr. 293: „Bauer mit Apfelkorb,“ CT-Marke.
  • Schloss Benrath, Düsseldorf: Höfische Kostbarkeiten in der Sammlung der Schloss Benrath Stiftung und Park, Kulturreise 4.2010, S. 95, und Abb. S. 100: „Händler“ 214 cm hoch, steigender Löwe und JAH-Ligatur, Unterglasurblau, Ritzmarke „SCH2“ = Heinrich Schnöde d. Ä., Beaucamp-Markowsky II, S. 247, bereits 1762 in den Höchster Akten erwähnt als „Tornator“ (= Dreher).

Literatur

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