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Ein Paar Flaschen in Form der „Büchsger für Pfeffer und Salz“ mit farbiger, chinesischer u. afrikanischer Figurenstaffage in umlaufenden Szenen

Bemalt von Andreas Philipp Oettner, unbekanntes Modell, Höchst 1763-66
12,2 cm u. 12,1 cm hoch; rote sechsspeichige Radmarken u. Ritzmarken "III"

Die Chinesen-Figuren erinnern an das Blohm-Service mit den turquoisen Theaterszenen. Die großen Segelschiffe, die den ganzen Malgrund füllen sind wohl einzigartig in dem bekannten Œuvre Oettners. Einzigartig — ein weiteres Beispiel ist uns nicht bekannt — sind die Mohren-Szenen auf der anderen Flasche. Die typischen Oettner-Augen sind hier nicht ganz so ausgeprägt. Aber der Gesamteindruck, ebenso wie die Strichelung im Vordergrund und die Naivität der Szenerie tragen seine Handschrift, die sich auch bei den Kamelen mit den menschlich anmutenden Köpfen zeigt.

Oettner hat schon in frühen Jahren ein von ihm datiertes und signiertes Ölbild gemalt, das ein Bildnis einer Dame mit Negerpagen zeigt (Flach 2005 S. 138 Fn. 176).

Uns sind nur zwei weitere „Büchsger“ bekannt:
– Röder / Oppenheim (Ausstellungskatalog 1930, Nr. 694 T. 122)
Eisenrotes Rad bzw. unterglasurblaue Radmarke mit Kurhut; bemalt mit ländlichen Szenen; Röder datiert mit 1760–65
– Ausstellungskatalog Mainz 1964 (Nr. 285)
„Streubüchse“; eingepresste Radmarke; datiert um 1765

Bei den Vergleichsbeispielen handelt es sich unzweifelhaft um Streubüchsen, da diese, wie Röder ausdrücklich hervorhebt, auf den Unterseiten Öffnungen zum Einfüllen der Gewürze haben. Esser / Reber (1964) erwähnen die Öffnungen nicht, aber durch die Bezeichnung Streubüchse und die als Streuer ausgebildeten Deckel der Gefäße ist dies eindeutig.

Bei uns fehlen die Einfüllöffnungen. Ein weiteres Indiz dafür, dass es sich bei unseren Flaschen womöglich nicht um Streubüchsen handelt, ergibt sich auch daraus, dass an den Hälsen keine Schraubgewinde (wie bei den Meissener Modellen) vorgesehen sind. Es sind glatte Ränder ohne Bisquit, was dafür spricht, dass keine Streuafsätze vorgesehen waren.
Röder schreibt zum Streuaufsatz, dass der „hochgewölbte durchlöcherte Deckel an dem eingezogenen zylindrischen Hals befestigt ist“ (Röder / Oppenheim 1930 Nr. 694), zur Art der Befestigung sagt er nichts. Bei unserer Flasche gibt es keinerlei Hinweise auf irgendwelche Befestigungsvorrichtungen.

Die Höhe der Vergleichsstücke mit Deckel liegt bei 15,5cm. Die Datierung der Flaschen mit 1763 bis 1766 folgt der Aufenthaltsdauer Oettners in Höchst. (Nach Flach weisen die Ludwigsburger Akten für das Geschäftsjahr 23.04.1764–22.04.1765 eine zumindest zeitweilige Anwesenheit / Tätigkeit Oettner in Ludwigsburg aus.)

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