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Die Folge der großen Handwerker ist eine der großen Serien Kaendlers. Sie umfasst insgesamt 18 Figuren, die sich durch ähnliche Modellierung, Größe, Sockelgestaltung und die jeweils berufstypischen Attribute auszeichnen. Der fast geschlossene Block der Formnummern beginnt mit unserer Figur, dem Tischler (Formnummer 1369), und reicht bis zur Nummer 1397, dem Fleischhauer.

Bis heute besteht keine endgültige Klarheit über den genauen Umfang der Serie, da die Arbeitsberichte und Feierabendberichte Kaendlers von Januar 1749 bis August 1764 fehlen. Die ältere Literatur sagte hierzu wenig. Die Manufaktur selbst ging in ihrer Preisliste von 1963 (VEB Porzellan Manufaktur Meissen, Berufe / Handwerker, Blatt 3-6) von insgesamt 16 Figuren aus, darunter drei Handwerkerinnen.

Vanessa Sigalas hat sich in dem gerade erschienenen, großartigen Katalog der Sammlung Alan Shimmerman (S. 158 ff.) erstmals eingehend mit dieser Frage beschäftigt. Sie übernahm die komplette Folge aus der Preisliste und ergänzte sie richtigerweise um den Kupferschmied (Formnummer 1390) und kam so auf einen Bestand von 17 Figuren. Unseres Erachtens fehlt jedoch in beiden Auflistungen (VEB/Sigalas) die schöne Figur des stolzen Schneiders, obwohl seine Frau jeweils erfasst ist. Dieses Fehlen geht schon auf das erste Modellbuch der Meissner Manufaktur von 1781–1810 zurück (vgl. Sigalas S. 158). Kurz gesagt, besteht die Folge der großen Handwerker aus 18 Figuren und ist damit eine der größten von Kaendler geschaffenen Serien.

Der Tischler wurde ausweislich seiner Formnummer 1369 von Kaendler unter der Assistenz von Reinicke als erste Figur der Reihe geschaffen. Wie bei allen anderen Figuren sind bislang keine Vorlagen aufgefunden worden. Sigalas erklärt dies teilweise damit, dass Kaendler die Handwerker täglich vor Augen hatte.

Der wohl gekleidete, stolze Handwerker zeigt sich in einer Pose, die ihn als Repräsentanten seiner Zunft ausweist. Das zeigt sich auch in der Fülle der berufstypischen Werkzeuge und Attribute: Hobel, Zirkel, Zollstock, Winkelmaße, Tischlerwerkzeug in der rechten Hand. Wie alle männlichen Handwerker seiner Serie trägt er einen Dreispitz (Tricorn mit Button).

Die relative Seltenheit der Serie könnte darauf zurückzuführen sein, dass sie auf einen speziellen Kundenauftrag basierte. In der Preisliste von 1765 (Berling 1900, S. 197) findet sich nur der allgemeine Eintrag "Handwerker" zu 10 Talern. Eine komplette Folge ist bis heute nicht bekannt geworden.

Vergleichsstücke:

In der großen Ausstellung der der Antique Porcelain Company Weinberg in London im Juni 1951 wurden insgesamt 15 Modelle gezeigt, darunter der Tischler (S. 88, untere Reihe links außen). Das Ensemble gelangte später in die Sammlung Nelson Rockefeller, Sotheby’s Parke Bernet, 11.4.1980, Nr. 203.

Die nächstgrößere Serie findet sich mit 14 Stücken in der Sammlung Alan Shimmerman (Sigalas, S. 178 u. S. 156/57). Es fehlen: der Knopfmacher, Klemperer, Tischler und der Schneider.

Tischler (Einzelfigur):

  • Porzellansammlung Zwinger (Pietsch 2002 Nr. 46)
  • Berling 1902 Abb. 42 Text S. 34: "Kaendler unter Assistenz von Reinicke"
  • Adams Nr. 409 S. 151
  • VEB Staatliche Manufaktur Meissen, o.J. (1963), Berufe / Handwerker, Blatt 4, Tischler, Formnummer 1369, Kaendler 1750
  • Slg. H. Emden (Lepke 4.11.1908 Nr. 362 T. 32), laut Katalogbearbeiter ist Peter der Große das "Vorbild"

Literatur

Berling, Karl: Das Meissner Porzellan und seine Geschichte., Leipzig 1900

Sigalas, Vanessa: All Walks of Life. A Journey with The Alan Shimmerman Collection., Arnoldsche 2022

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