B32

Die Gruppe wurde früher Johann Friedrich Eberlein zugeschrieben, von dem ein Arbeitsbericht vom September 1735 existiert (Acevedo Nr. 104 S. 49): „1. Zwey Kleine Figuren ein Tyroler und eine Tyrolerin tantzent vorstellt.“

Menzhausen (1993) hat die Gruppe (≠ zwei tanzende Figuren) u.E. zurecht Kaendler zugeschrieben und ihr seinen TAXA-Eintrag (Rafael Nr. 137 S. 57) zugeordnet: „1. Groupgen, wie ein Arlequyn mit einem einem dergl. Weibl mit einander Pohlnisch tanzen, 10. Thlr.“

Menzhausen schreibt dazu in ihrem Katalog der Sammlung Pauls-Eisenbeiss (a.a.O. S. 136 f.): „dieser Polnische Tanz war die Mazurka, ein aus der Wojewodschaft Masowien (Masuren) stammender Tanz im 3/4-Takt von etwas wildem Charakter, der sich vor allem in der Zeit August III ausbreitete und in abgewandelter, gemäßigter Form auch bei Hofe aufgetanzt wurde.
Die Polka hingegen ist ein Tanz, den Anna Slezak, ein aus Böhmen stammendes Landmädchen, 1830 erfand und der nach dem getanzten Halbschritt Chechich „pulka“, benannt wurde.“
(Siehe zu beiden Tänzen auch die Wikipedia-Einträge)

Ulrich Pietsch (2006 Nr. 99) zeigt als Vorlagenstich La Danse von Pierre Filoeul nach Jean-Baptiste Pater, von dem sich Kaendler „im weitesten Sinne“ hat inspirieren lassen. Eberlein konnte er keinesfalls bekannt sein, da er erst im März 1739 erschienen ist (Pater Nr. 228 fig. 20).

Die Gruppe war im 18. Jahrhundert beliebt, Kopien gab es u.a. in Chelsea und Bow sowie in chinesischem Porzellan aus der Qianlong Periode.

Vergleichsstücke u.a.

  • Slg. Pauls-Eisenbeiss (UK S. 80-83)
  • Porzellansammlung im Zwinger, Dresden (Pietsch Nr. 99)
  • Slg. Sir Bernard Eckstein (Sotheby’s 30. – 31.05.1949 Nr. 186)
  • The René Fribourg Collection (V Nr. 493) = Slg. Darmstädter (Rudolph Lepke 24. – 26.03.1925 Nr. 71 T. 7)
  • Röbbig, Invention und Vollendung: Kunstwerke des 18. Jahrhunderts. Nr. 55
  • Pietsch, Frühes Meissener Porzellan. Kostbarkeiten aus deutschen Privatsammlungen. 1997 Nr. 190

Literatur

Andres-Acevedo, Sarah-Katharina: Die autonomen figürlichen Plastiken Johann Joachim Kaendlers und seiner Werkstatt zwischen 1731 und 1748., Stuttgart 2023

Menzhausen, Ingelore: In Porzellan verzaubert. Die Figuren Johann Joachim Kändlers in Meißen aus der Sammlung Pauls-Eisenbeiss., Basel 1993

Pietsch, Ulrich: Die figürliche Meißner Porzellanplastik von Gottlieb Kirchner und Johann Joachim Kaendler., Bestandskatalog Staatliche Kunstsammlungen Dresden 2006

Rafael, Johannes: „Zur »Taxa Kaendler«.“, In Keramos 203 – 204 / 2009

Preis und Expertise anfordern

Bitte senden Sie mir den Preis und die Expertise zu diesem Objekt per E-Mail.