Meissen Schwan

Als Großplastik hat das Schwanenthema Kaendler bereits vor dem Schwanenservice des Grafen Brühl intensiv beschäftigt. Noch zur Zeit Augusts des Starken wurden im Rahmen von dessen Großtierauftrag schon 1736 drei große Schwäne mit einer Höhe von 75 cm in die Königliche Sammlung geliefert:
„Drey Schwane, so Feuer Riße haben, jeder 1 Elle 7 Zoll hoch.“
(Wittwer S. 341 Abb. 70, 71 Albiker I Nr. 55)

Das Modell stammt nachweislich von Johann Friedrich Eberlein, wie man seinem Arbeitsbericht von April/Mai 1735, lfd Nr. 1, entnehmen kann: „Einen Großen Schwan wozu zwei Hälße.“

Unter dem gleichen Datum mit der lfd. Nr. 2 hat Eberlein über das kleinere Schwanenmodell (32 cm) unseren Typs berichtet: „2. Einen dergleichen (Schwan), klein (32 cm) nebst zwei Hälsen, Johann Friedrich Eberlein, Bildhauer“ (Wittwer ebd.)

Die Porzellansammlung im Zwinger hat einen solchen Schwan (Inv.-Nr. PE3909, 31,7 cm hoch, Formnummer 144, abgebildet bei Acevedo Bd. II Nr. 83 S. 43).

Noch vor dem Tod Eberleins (20.7.1749) nimmt Kaendler 1749 das Thema wieder auf. Er überarbeitet Eberleins Model nur leicht, mit geringfügigen Veränderungen der Kopfhaltung, eine etwas stärke Drehung des Halses, der Schnabel weiter geöffnet und einer etwas stärkeren Drehung des Halses unter Beibehaltung des Sockels und des Korpus.

In Meissen war es üblich den überarbeiteten Formen und Modellen eine neue Formnummer zu geben. In unserem Fall die Nr. 1069, die die VEB Meissen in ihrem Katalog der bunten Vögel, Blatt 10 veröffentlicht hat. Nach Rückert (1966 S. 42) wurden die Nrn. 1060-1090 zwischen August und Dezember 1748 vergeben. Eberlein schied aus dem aktiven Dienst Ende 1747 nach langer Krankheit aus, sodass Kaendler und Reinicke schon sehr bald danach mit der Überarbeitung des Modells begonnen haben.

Der Kaendler’sche Schwan wird ein großes Erfolgsmodell für die Manufaktur, die es in drei verschiedenen Größen ausgeführt hat: 22, 27 und 32 cm Höhe