Ein einzigartiges Paar früher Tabakstöpfe
Böttgerporzellan, Meissen 1726
Hohe, schlanke, glatte Form
Höhe: 17,7 cm / 15 cm (ohne Deckel); Ø 11,6 cm
Große Schwertermarken mit Punktknäufen in den Deckeln
Provenienz: The Jules and Anna Porgès Collection
Unsere Tabakstöpfe stehen am Beginn einer neuen glanzvollen Epoche im Schaffen Johann Gregorius Höroldts. Im Jahr 1726 ist es ihm gelungen, zusätzlich zu seiner virtuosen Emailmalerei, auch die Kunst des Goldmalens zu beherrschen. Der bisherige einfache Stil des Golddekors George Funckes wurde überwunden und ersetzt durch Höroldts eigene geniale Inventionen, die zu einer Vervollkommnung seines Stils geführt hat.
MALEREI
Unsere beiden Tabakstöpfe sind von überragend malerischer und dekorativer Qualität. Sie stehen am Anfang dieser neuen Epoche. Die bisherigen Arbeiten des selbstständigen Goldmalers Georg Funcke wurden abgelöst und dessen gesamte Arbeit in eigener Regie von Höroldt übernommen. Das befähigte ihn dazu, den herkömmlichen Stil mit den „einfachen“ Goldbordüren und den sog. Funck’schen Blümchen abzulösen und die Email- und Goldmalerei zu einer neuen dekorativen Einheit zu verschmelzen. Höroldts Phantasie und sein Einfallsreichtum haben ihn auch — wie von ihm vorausgesagt — auf diesem neuen Gebiet zu außerordentlichen Leistungen befähigt. Inspirieren ließ er sich bei seinen neuen Gold- und Lüsterdekoren auch von den französischen Ornamentierten der Zeit.
Unsere Tabaks-„Büchßen“, wie sie in der Manufaktur genannt wurden, sind ein klassisches Beispiel für diesen dekorativen Neuanfang Höroldts, der seinem Stil eine ganz neue Dimension eröffnete. Eine noch größere Prachtentfaltung wurde möglich, durch das elegante Zusammenspiel der chinoisen Kartuschenmalerei mit der neuen Ornamentik der reichen Gold- und Lüsterdekore. Der Gesamteindruck wurde geschlossener, noch opulenter und noch luxuriöser — eine neue prachtvolle Periode begann.
Bei der Betrachtung unserer Tabakstöpfe spürt man förmlich die Freude Höroldts mit seinen neuen Möglichkeiten zu spielen und sie auszuschöpfen (siehe dazu unsere Beilage im Anhang „1726 — Das Jahr der Wende in der Meissner Goldmalerei“).
Die Malerei hat leichte Anklänge an den Schulz Codex:
- Topf 2 (rechts im Bild): Der sitzende Mann unter der Palme am Tisch entspricht Blatt 8 I 7
- Topf 1 (links): Der kniende Mann links mit dem „Schellenstab“ entspricht Blatt 52 III 1
- Topf 1 (links): Die sitzende Chinesin in Rückansicht mit der charakteristischen Frisur
- Topf 1 (links): Der Springbrunnen findet sich auch auf einer Equelle in der Porzellansammlung im Zwinger (1996 Nr. 132)