Kannelierte Meissen Kanne mit hellem olivgrünen Fond
Meissen um 1735
17 cm hoch, große, unterglasurblaue Schwertermarke; Drehermarke: fünfstrahliger Stern – der fünfstrahlige Stern war, wie Lutz Miedtank (in Keramos 232/2016 S. 15) ermitteln konnte, die Marke von Peter Geithner sen. (Rückert in Keramos 151/1996 Abb. 9), dem ältesten Dreher der Manufaktur, der auch für große Service, z.B. das Schwanenservice eingesetzt wurde. Er bekam 1739 die Pressnummer „1“, was seine Stellung innerhalb der Dreher und Former unterstrich.
Oktogonale Kanne mit auffälliger Staffierung. Die acht kannelierten Felder, abwechselnd mit einem hellen olivgrünen Fond sowie mit weiß belassenen Segmenten. „Indianische“ Blumen, auf der Schauseite mit Vögeln, unter der Tülle eine Libelle und ein großer bunter Vogel.
Ebenso interessant wie selten ist die aufwendige Gestaltung der Muschel als Daumenrast, gehöht mit Purpur und Gold. Diese elaborierte Henkelform kennt man von den Plats de Ménage aus großen, berühmten Tafelservicen. Nach Reinheckel (Prachtvolle Service aus Meissner Porzellan 1989 Abb. 82) und Pietsch (Triumph der blauen Schwerter 2010 Nr. 300) geht die Form auf Johann Christian (v.) Lücke (nach Silber-Vorbildern) zurück — so zu finden bei dem „Churcöllnischen“ Service von Clemens August, 1741 (Iwe in Keramos 189–190/2005 Abb. 6, 7 u. S. 13), dem Chinoiserie-Service für den Dänischen Hof, 1730 (Reinheckel u. Pietsch a.a.O.) sowie bei dem Northumberland Service, 1748/50, des Sir Hanbury Williams, für das sich aquarellierte Entwurfszeichnungen erhalten haben, die recht genau (ohne Daumenrast) unsere Henkelform zeigt.