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Meissen Koppchen mit Unterschale, bemalt von Johann Joseph Hackl

Bemalt von Johann Joseph Hackl mit radierten Silberchinesen auf kaffeebraunem Fond

Koppchen: 4,5 cm hoch; Ø 7,4 cm; Unterschale: Ø 12,5 cm. Beide Teile signiert und datiert mit ligiertem „JH“ (= Joseph Hackel) und (17)„37“

Provenienz: Privatsammlung Siegfried Ducret, Zürich (publiziert in Ducret: „Josef Hackl, Hausmaler in der Seuterschen Werkstatt in Augsburg.“ In KFS Nr. 11/1948 S. 12 u. Abb. 4,5)

Siegfried Ducret hat die Signatur in seinem frühen Aufsatz (a.a.O.) aufgelöst. Er hat sie zurecht mit dem Bildhauer, Hofbossierer und Keramiker Joseph Hackl identifiziert. Seine Signatur „JH“ in Ligatur ist identisch mit den späteren Fabrikmarken der Fayence-Manufakturen Göggingen und Friedberg, wo er später Leiter und Fabrikant war. Er war die zentrale Gestalt der Augsburger Fayence-Szene der 1740er und -50er Jahre (siehe Riolini-Unger u. Schandelmaier in Keramos 191 / 2006 S. 3-88, vgl. die Marken S. 44 f.).

Mit seiner Heirat 1743 erwarb er das Bürgerrecht der freien Reichsstadt Augsburg. Dieser aus der Fayence-Literatur bekannte Augsburger Hintergrund der Vita Hackls hat Ducret zu der Annahme geführt, dass dieser 1737 Hausmaler in Augsburg in der Werkstatt Seuter gewesen sei. Diese Annahme hat nie überzeugt und ist auch nicht weiterverfolgt worden. Sie fügt sich nicht in die frühen Lebensdaten Hackls, der nach Thieme Becker (Bd. 15 / 1992) um 1710 geboren wurde (über Hackls vor-Augsburger Zeit ist wenig bekannt, Thieme Becker). Der gelernte Bildhauer war in Prag tätig, wo ihn Gaetano Chiaveri entdeckte und ihn 1737 (!) nach Dresden holte, „um am Bau der Katholischen Hofkirche mitzuwirken. Im Jahr 1741 wurde er zum Hofbildhauer in Dresden ernannt. Gemeinsam mit Joseph Deibel fertigte er die Kirchenausstattung“ (Wikipedia 24.09.2023). 1741 kam er in das kurfürstliche Oberbaumamt. Mit der Heirat einer Augsburgerin verlagerte er 1743 seinen Lebensmittelpunkt in die bayerische Kunsthandwerkmetropole.

In Dresden hatte er Gelegenheit an Weißporzellan aus Meissen heranzukommen, um dieses selbst zu staffieren. Für seine Arbeit — das zeigt sich an unserem Koppchen — konnte er sich ebenfalls auf Meissner Vorbilder stützen, wie z.B. die braun glasierte Teedose mit Silberchinesen aus der Sammlung Franz und Margarethe Oppenheimer (Nr. 315; Kat. Rijksmuseum Nr. 129), die kürzlich in New York versteigert wurde (Sotheby’s 14.09.2021 Nr. 18 rd. EUR 63.000,–).

Es haben sich nur einige wenige Stücke mit der Hackl’schen Hausmalerei erhalten, die sich alle sehr ähnlich sind und die gleichen Bordüren haben, allerdings sowohl mit Silber- als auch Goldchinesen:

  • William King, Deputy Keeper in the British Museum, nachmals Arthur Hirst Collection, publiziert in „The Documentary Continental Ceramics from The British Museum.“ (The International Ceramics Fair London 1985 Nr. 21, Goldchinesen, Inv.-Nr. 1942,0409.1)
  • Slg. Ringier (Christie’s 11.12.2007 Nr. 48, Silberchinesen ohne Unterschale)
  • Christie’s 20.05.1991 Nr. 155, Goldchinesen, sehr ähnlich zu unserem = 1131. Lempertz 19.05.2019 Nr. 71

Literatur

Den Blaauwen, Abraham L.: Meissen Porcelain in the Rijksmuseum., Amsterdam 2000

Ducret, Siegfried: „Josef Hackl, Hausmaler in der Seuterschen Werkstatt in Augsburg.“, KFS Nr. 11/1948

Riolini-Unger, Adelheid u. Schandelmaier, Hela: „Die Fayencemanufaktur im Schloss Friedberg (1754-1768). Eine priviligierte landesfürstliche Gründung des Kurfürsten Maxemilian III. Joseph von Bayern.“, Keramos 191 / 2006 S. 3-88

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