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verkauft

Wasserkännchen Meissen mit montiertem Deckel und Kakiemonbemalung von dem jungen Adam F. von Löwenfinck

Meissen 1730 / birnform, achtfach gerippt und eingezogen, Deckel korrespondierend, Vierkanthenkel mit Gegenlauf / feine Bemalung in Emailfarben mit ostasiatischen Blumenstauden und dem typischen Löwenfinck-Bodenfries und großen Insekten / Aufglasurschwerter (Hoym- / Lemaire-Affäre) / vergoldete Vermeilmontierung; 14,7 cm hoch mit Deckel (ohne Mont.)

Datierung
Da unser Krug Bestandteil der Hoym-/Lemaire-Affäre (siehe Weber I 2013) war, lässt er sich ziemlich exakt auf das Jahr 1730 datieren. Die aufglasurblaue Schwertermarke ist ein Indiz dafür, dass er von dem Pariser Kaufmann Rudolphe Lemaire in Meissen in Auftrag gegeben wurde. Dieser ließ in Kollaboration mit dem damaligen Manufakturleiter, Graf Hoym – hinter dem Rücken des Königs – ostasiatische Porzellane in Meissen kopieren, um sie auf dem Pariser Luxuswarenmarkt als „Originale“ zu Höchstpreisen zu verkaufen. Daher die Markierung auf der Glasur, die später häufig entfernt wurde, um die „wahre“ sächsische Herkunft zu verheimlichen.

Die Machenschaften Hoyms und Lemaires währten nicht lange. Im März 1731 kam August der Starke dahinter und setzte dem Ganzen ein jähes Ende. Der Kaufmann Lemaire wurde des Landes verwiesen; Graf Hoym wurde vom sächsischen Hof verbannt. Alle bis dahin noch nicht verkauften Porzellane wurden konfisziert und in die Königlichen Sammlungen gegeben.

Adam Friedrich von Löwenfinck
Die Malerei auf unserem Krug ist typisch für die Handschrift des jungen Adam Friedrich von Löwenfincks, der 1727 in die Meissener Manufaktur eintrat. Die Lehrzeit betrug zwischen drei und vier Jahren (später wurde sie auf sechs Jahre verlängert). Im April 1731 wird Löwenfinck erstmals in den Akten als “Mahler Geselle” geführt (Pietsch 2014, S. 12).

An den Vorbildern ostasiatischer Porzellane aus der Sammlung Augusts des Starken konnte er seinen Stil schulen. Dabei haben sich bestimmte Merkmale ausgeprägt, anhand derer man den Maler Löwenfinck erkennen kann und die auf unserem Krug unverkennbar vorkommen:

Die Gestaltung des Boden-Terroirs mit „den Wellenlinien, sich überschneidenden Bogenreihungen, den lanzettförmigen Blättern, den Schraffuren und Pünkteleien“ sowie den Blumen, Gräsern und Steinen, die „mit einer gewissen Nonchalance“ behandelt sind (Walcha in Keramos 34/1966, S. 137).
Der Bodenfries und die große Blumenstaude.
Die sog. „Drücker“ bei den Blättern, dies sind Konturlinien, die in ihrer Strichstärke variieren.

Diese Charakteristika findet man auf verschiedenen Löwenfinck-Porzellanen, so z. B. auf der Unterschale im Victoria & Albert Museum, London (Pietsch 2014, Nr. 12)

Literatur

Pietsch, Ulrich: Phantastische Welten. Malerei auf Meissener Porzellan und deutschen Fayencen von Adam Friedrich von Löwenfinck (1714–1754)., Stuttgart 2014

Weber, Julia: Meißener Porzellane mit Dekoren nach ostasiatischen Vorbildern. Stiftung Ernst Schneider in Schloss Lustheim. 2 Bände, München 2013