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Bei den Koppchen mit Untertassen aus Böttgerporzellan handelt es sich um Teile eines Kaffee- und Teeservices, das zu dem frühesten, bislang bekannt gewordenen Wappenservice der Meissener Manufaktur gehört. Durch das Allianzwappen sowie die Funck’schen Farben ist es gut datierbar: 1720.

Es zeigt die Wappen von Pietro Roberto Taparelli, Conte di Lagnasco (1659 – 1732) und seiner (zweiten) Frau Maria Josepha Antonia Carolina Gräfin Waldstein oder Wallenstein (1687 – 1735), verwitwete Gräfin von Thun/Hohenstein. Lagnasco war ein enger Vertrauter Augusts des Starken. Die Gräfin Waldstein und ihre Familie waren für August den Starken und seine Porzellanmanufaktur ebenfalls von großer Bedeutung. Die Waldsteins und Thun-Hohensteins waren die größten Waldbesitzer Böhmens. Von ihnen bezog Meissen über die Elbe das für den Manufakturbetrieb unentbehrliche Brennholz.

Das Service war ein Hochzeitsgeschenk von August dem Starken an seinen General und Minister Lagnasco, der ihm nahestand und ihm auch bei seinen umfangreichen Ankäufen ostasiatischen Porzellans in den Niederlanden hervorragende Dienste geleistet hat. Die Heirat mit der Gräfin Waldstein fand am 07.02.1721 in Wien statt.

Die Familie Taparelli und der sächsische Hof blieben auch nach dem Tode Lagnascos eng verbunden. Der Neffe Carlo Francesco Taparelli, Conte di Lagnasco war seit 1732 — dem Todesjahr seines Onkels — königlich sächsisch-polnischer Botschafter am Heiligen Stuhl in Rom. August III. hat ihm um 1735 ein 26teiliges Kaffee-, Tee- und Schokoladenservice mit dem Wappen Taparelli geschenkt, das sich einfügt in die feine Reihe italienischer Wappenservice der späteren Zeit. Das Service befindet sich heute im Palazzo Madama in Turin, nachdem es im Wege des „Crowdfunding“ aus der Sammlung Marouf  von dem Museum erworben werden konnte (Bonhams Pressebericht vom 03.04.2013).

Die beiden Familienservice — 7 Tassen und eine Zuckerdose aus dem Service Lagnasco / Wallenstein, ebenso wie das Taparelli-Service des Neffen — waren bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Besitz der Familie Taparelli D’Azeglio (Maritano, Christina: Schreiben vom 02.11.2012). Der vorletzte Besitzer aus der Familie, Vittorio Emanuele Taparelli d’Azeglio di Lagnasco, war ein bekannter Porzellansammler der ersten Generation. Bis zu seinem Tod 1890 waren die Stücke in seinem Besitz. Im Inventar von 1890 wird das Service wie folgt erwähnt (Maritano, Ch.: „Il servizio d’Azeglio: storia di un’eredità di porcellana da Meissen a Torino.“ In Palazzo Madama. Studie e notizie. Anno III numero 2 Torino 2013 S. 113 u. Abb. 8, 9 S. 103):

„D’Azeglio starb im April 1890, als er in Rom war. Das Inventar des Gebäudes im noblen Stockwerk der Via Bogino 9, neben dem Circolo degli Artisti, wurde von den Erben Emanuele und Isabella Pes von Villamarina sowie vom Kurator des Museums Emilio Borbonese erstellt. Von den sieben Räumen, aus denen sich die Unterkunft zusammensetzte, bildeten die ersten vier nach Auskunft der Anwesenden ,ein wahres Museum für Kunstgegenstände.‘ Im zweiten Raum befand sich das kleinere Service (,eine kleine Zuckerdose mit Deckel und sieben kleine Tassen ohne Henkel mit Untertassen und Wappen‘)“ 

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