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Der sitzende Koch und die sitzende Köchin

Ein seltenes Paar von Johann Joachim Kaendler

Koch: Formnummer: 1300 (entspricht 1750), 17,7 cm hoch, kleine unterglasurblaue Schwertermarke hinten am Sockel.
Köchin: Formnummer: 1303, 16,7 cm hoch, ohne Schwertermarke.

Meissen Modelle von Kaendler, um 1750 als Gegenstücke modelliert

Koch und Köchin sitzen auf einem bündig gebauten Backsteinsockel. Er hält in der erhobenen linken Hand eine Frischlingskeule, in der rechten eine Kasserole; sie hält in der rechten Hand einen gespickten Hasenrücken, in der linken ein kleines Messer. Auf ihrem Oberschenkel liegt ein Holzbrett mit Speck und Spicknadeln. Beide blicken prüfend, aber wohlgefällig auf ihren zu präparierenden Wildbraten.

Modelleur
Die Frage nach dem Modelleur unseres Paares wurde bis heute unterschiedlich beantwortet – allerdings ohne nähere Begründung und ohne Hinweise auf etwaige Arbeitsberichte oder TAXA-Eintragungen:

  • Schnorr von Carolsfeld: „Kaendler oder Reinicke“
  • Rückert: „Kaendler und Reinicke“
  • Pietsch: „Kaendler und/oder Reinicke“

Wir gehen davon aus, dass Kaendler der alleinige Modelleur war und schließen das aus der großen Ähnlichkeit unseres Kochs mit jenem für den Prinzen Eugen von Anhalt-Dessau (1701–1781). Für diesen existiert ein ausführlicher Arbeitsbericht Kaendlers vom Juli 1746, der keinen Zweifel an dessen Urheberschaft zulässt: „Eine Figur in Gestalt eines Koches, vor dem Printzen von Dessau poußiret. Es ist Selbiger in einem Weißen Camisol nebst umhabender Schürtze …“

Seltenheit
Ulrich Pietsch schreibt in seinem Kaendler Katalog der Porzellansammlung im Zwinger (2006 Nr. 45, S. 40 f.): „Die Darstellung (der Köchin) wurde offenbar nur selten ausgeformt, denn weitere Exemplare sind nicht bekannt.“

Die Aussage Pietschs ist grundsätzlich richtig, wenn auch zu extrem. Beide Figuren sind selten, als Paar extrem selten. Wir haben nur vier Exemplare ausfindig machen können:

  • Sammlung Klemperer, Kat.-Nr. 611, 612 = Porzellansammlung im Zwinger, Dresden (Inv.-Nr. PE 172), als Geschenk der Familie Klemperer, 1991, der Verbleib des Koches ist unbekannt
  • Sammlung Sir Bernard Eckstein, Sotheby’s 31.5.1949, Nr. 182, Tafel XXXIII
  • Sammlung Pauls-Eisenbeiss, 1972 S. 92 f. = Christie’s 13.03.1967, Nr. 118, Tafel S. 34 = Chistie’s Genf 12.11.1976 Nr. 222 = The Alan Shimmerman Collection Nr. 44, 45 S. 197 ff.
  • Fitzwilliam-Museum, Cambridge, aus der Sammlung Lord und Lady Fischer

Literatur

Rückert, Rainer: Meissener Porzellan 1710 – 1810., Ausstellung im Bayerischen Nationalmuseum München. München 1966

Pauls-Eisenbeiss, Erika: German Porcelain of the 18th Century, The Pauls-Eisenbeiss Collection. 2 Bände, London 1972

Pietsch, Ulrich: Die figürliche Meißner Porzellanplastik von Gottlieb Kirchner und Johann Joachim Kaendler., Bestandskatalog Staatliche Kunstsammlungen Dresden 2006

Schnorr von Carolsfeld, Ludwig: Porzellansammlung Gustav von Klemperer., Privatdruck Dresden 1928

Sigalas, Vanessa: All Walks of Life. A Journey with The Alan Shimmerman Collection., Arnoldsche 2022

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